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Tren­nung nach 20 Jah­ren

Bild: Trennung nach 20 Jahren

Soll ich mich nach lang­jäh­ri­ger Ehe schei­den las­sen?

Gefährlich ist für eine Beziehung das verflixte siebte Jahr. Heißt es zumindest immer wieder. Aber in Deutschland werden auch immer mehr lange andauernde Ehen geschieden. Insgesamt wird jede dritte Ehe in Deutschland geschieden. Viele sogar erst nach der Silberhochzeit: Die Trennung nach 20 Jahren Ehe und mehr machen insgesamt mittlerweile 28 Prozent aller Scheidungen aus. Die Tendenz ist weiter steigend.

Kur­ze Zu­sam­men­fas­sung

  • Solange noch ein Rest an positiven Gefühlen für den Partner da ist, kann eine Paartherapie helfen.
  • Die sogenannte Midlife Crisis trifft manche Menschen in der Mitte ihres Lebens. Gemeint sind damit der Zweifel an dem bisherigen Leben und das Gefühl der Unzufriedenheit über das bisher Erreichte, egal ob familiär oder im Beruf.
  • Wer 20 Jahre im Doppelpack aufgetreten ist und gemeinsam gelebt hat, der muss sich wieder selbst finden und z. B.  finanzielle Auswirkungen abschätzen.

Prak­ti­sche Tipps für Sie

Tipp 1: Erinnern Sie sich an Ihre Hobbys und Wünsche
Mit der Zeit sollte man sich auf seine eigenen Hobbys und seine eigenen Wünsche und Träume erinnern und sie möglichst umsetzen. Viele Wünsche kann man sich besser erfüllen, wenn man keinen Partner hat, auf den man Rücksicht nehmen und mit dem man Kompromisse eingehen muss.

Tipp 2: Nachehelicher Unterhalt ist zeitlich begrenzt
Der nacheheliche Unterhalt ist zeitlich befristet und gilt nicht ein Leben lang. Wer allerdings etwa krank ist oder zu alt, um in seinem Job noch eine Anstellung zu finden, der hat gute Chancen auf Unterhalt vom Ex-Partner.

Tipp 3: Entscheiden Sie ob Sie an Ihrer Beziehung arbeiten wollen
Wer unzufrieden ist, sollte sich also rechtzeitig überlegen, ob er die langjährige Beziehung retten kann und auch retten möchte. Denn Liebe und eine gesunde Beziehung bedeutet mitunter auch Arbeit – von beiden Partnern.

Tren­nung nach 20 Jah­ren?

Neben dem Geld ist aber auch die emotionale Seite nicht zu unterschätzen: Was bleibt nach 20 Jahren Beziehung? Schöne Erinnerungen oder das Gefühl, vor langer Zeit eine falsche Lebensentscheidung getroffen zu haben? Reue oder der Blick nach vorne? Sicherlich trauert man auch um die gescheiterte Beziehung: Wer 20 Jahre und länger Seite an Seite gelebt hat, der kennt sich, kennt den Partner, hat sich an das gemeinsame Leben gewöhnt. Vielleicht vermisst man ihn auch, obwohl man selbst die Trennung wollte. Vielleicht trennt man sich gar nicht im Streit, sondern in freundschaftlichen Gefühlen, aber möchte einfach nochmal etwas Neues kennen lernen.

Ist eine Trennung nach 20 Jahren also überhaupt sinnvoll, wenn man sich so gut kennt, ein gemeinsames Leben aufgebaut hat, die Kinder aus dem Haus sind und man nun Zeit füreinander und für das Leben hat?

Wenn man nicht aufpasst und sich Mühe gibt, dann ist eine Beziehung nach einigen Jahren Alltag: Jeder Abend nebeneinander vor dem Fernseher, keine Gespräche mehr, kein Sex mehr, keine gemeinsamen Unternehmungen. Man hat sich aneinander gewöhnt, weil man seit so vielen Jahren zusammen ist und so viel gemeinsam erlebt und durchgemacht hat. Der Alltag ist eingezogen.

Aber: Der Alltag zieht in jeder Beziehung ein.

Die Frage ist doch: Ist der Alltag schön oder unerträglich? Kann man ihn ändern? Kann man wieder selbst mehr das Gespräch und die Nähe zu dem Partner suchen und auch gemeinsame Unternehmungen vorschlagen? Oder sind die Gefühle und der Elan weg, den Alltag zu bekämpfen?

Expertentipp: Wer unzufrieden mit seinem Leben ist, der sollte seine Beziehung nicht sofort leichtfertig wegwerfen, besonders wenn man schon mehr als 20 Jahre zusammen ist. Man sollte sich fragen, woher die Unzufriedenheit kommt. Kann der Partner etwas dafür? Und ganz wichtig ist: Liebe ich meinen Partner noch?

Wei­ter­ent­wick­lung – ge­mein­sam oder ge­trennt?

Wer mit dem Alltag unzufrieden ist, der wird auch in der Beziehung immer unglücklicher. Darunter leidet auch der Partner. Ein gereizter Ton ist an der Tagesordnung. Das kann zu Streit führen und zum Verlust der Gefühle füreinander. In so einer Situation sind viele Partner auch anfällig dafür, sich in jemand neuen zu verlieben. Und wenn es neue Gefühle für eine dritte Person gibt, dann wird es kompliziert und es wird garantiert jemand verletzt. Wer unzufrieden ist, sollte sich also rechtzeitig überlegen, ob er die langjährige Beziehung retten kann und auch retten möchte. Denn Liebe und eine gesunde Beziehung bedeutet mitunter auch Arbeit – von beiden Partnern.

Auch wenn sich jeder gegen den Gedanken sperrt, eine langjährige Beziehung beenden zu wollen: Wenn die Gefühle weg sind, dann ist das Beziehungsaus nah. Eine Trennung kann dann sinnvoll sein, auch wenn man so viel mit dem Partner erlebt hat, ihn noch mag und auch gemeinsame Kinder hat.

So ein alter Kerl ich bin, wo ich Liebe sehe, ist mir's immer, als wär ich im Himmel.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832)

Übrigens ist es oftmals nicht der Mann, der eine jüngere Frau findet und einen Neustart mit dem Fokus auf der Familie statt auf der Arbeit wagen will. Häufig gehen auch die Frauen, etwa wenn die Kinder aus dem Haus sind und sie sich zuvor jahrelang unter der Doppelbelastung Haushalt und Kinder und womöglich sogar noch Arbeitsstelle aufgerieben haben. Sie haben sehr lange zurückgesteckt, um sich um die Kinder zu kümmern. Sie haben die eigenen Wünsche hinten angestellt und womöglich auch die eigene Karriere, nur um sich um die Bedürfnisse der Familie zu kümmern. Deswegen schwimmen sich heute gerade viele ältere Frauen frei, wenn die Kinder erwachsen geworden sind. Sie haben das Gefühl, vieles nachholen zu wollen und endlich an sich denken zu können. Manchmal passt der bisherige Partner dann nicht mehr in die Lebensplanung, sei es, weil er die Veränderung nicht mitträgt, sei es, weil man sich schon lange nicht mehr liebt.

Expertentipp: Menschen im Alter von 50 Jahren und älter fühlen sich heute noch nicht alt. Mit der steigenden Lebenserwartung steigen auch die Erwartungen an einen erfüllten Lebensabend. Es ist dann Zeit, auch mal an sich selbst zu denken und das letzte Lebensdrittel bewusst zu gestalten. Diese Zeit kann natürlich auch gemeinsam mit dem langjährigen Partner schön gestaltet werden.

Hil­fe von der Ehe­be­ra­tung?

Gerade in einer langen Beziehung, die vor dem Aus steht, kann sich das Kämpfen lohnen. Gemeinsame Erlebnisse, Kinder und Gefühle verbinden. Wenn die positiven Gefühle noch da sind und „nur“ die Luft raus ist, weil der Alltag in der Beziehung herrscht, dann kann eine Eheberatung helfen, die Liebe und Wertschätzung füreinander wieder zu entdecken. Manchmal kann ein neutraler Außenstehender helfen, bei Problemen und Konflikten eine leichte Einigung zu finden. Er kann Tipps geben, wie man dem Partner seine Gefühle zeigen kann. Und er hilft bei der Aufarbeitung der Unzufriedenheit: Woher kommt sie? Was will ich? Was erwarte ich von einem Partner? Und was können wir gemeinsam tun, um das Glück wieder zu finden? Ein Eheberater hilft auch dabei, sich selbst in der Beziehung zu behaupten und zu finden und nicht immer nur für den Partner zurückzustecken. Denn gerade das kann über die Jahre langsam die Liebe ersticken.

Expertentipp: Nicht kampflos aufgeben: Solange noch ein Rest an positiven Gefühlen für den Partner da ist, kann eine Eheberatung helfen, sich neu zu finden.

Mid­life Cri­sis oder aus­ein­an­der ge­lebt?

Die sogenannte Midlife Crisis trifft manche Menschen in der Mitte ihres Lebens, wie der Name schon sagt. Gemeint ist damit eine Unsicherheit, die Menschen im Alter zwischen 40 und 50 Jahren befällt: Sie zweifeln an ihren bisherigen Leben und fühlen sich unzufrieden mit dem, was sie erreicht haben, egal ob familiär oder im Beruf. Sie verfallen in Grübeleien, fragen sich, ob das schon alles gewesen sein kann und was mit den Träumen aus der Jugend passiert ist. Meist denkt man im Zusammenhang mit der Midlife Crisis an Männer, die plötzlich mit ihrem Leben unzufrieden sind, sich einen neuen, schicken Sportwagen kaufen und eine jüngere Geliebte suchen. Im Bewusstsein vieler Menschen ist diese Lebenskrise in der Mitte des Lebens so etwas wie die Wechseljahre des Mannes. Allerdings gibt es die Midlife Crisis auch bei Frauen, die plötzlich ihr bisheriges Leben in Frage stellen und es komplett umkrempeln wollen. Eine Rolle spielt dabei auch die Angst vor dem Alt werden, die Angst davor, körperlich abzubauen und das Lebensende nahen zu sehen. Ein Abenteuer muss her, eine prickelnde Partnerschaft und Freiheit. In der Phase passiert es nicht selten, dass Menschen ihren Job kündigen, ihren Partner verlassen und sich neue, aufregende Hobbys suchen, um anderen Menschen und sich selbst zu beweisen, dass man noch nicht zum alten Eisen gehört.

Neues erleben wollen? Die Partnerschaft ist langweilig? Ist das nun also eine typische Midlife Crisis, die vorbei geht und die man mit Gesprächen und Hilfe vom Partner gemeinsam durchstehen kann? Oder ist die Liebe wirklich weg und macht die Beziehung keinen Sinn mehr? Das kann mitunter schwer zu unterscheiden sein. Denn auch ohne Midlife Crisis kann das bisherige Leben mit dem Älterwerden stärker in den Fokus rücken und das Nachdenken darüber, was man noch alles erleben möchte, bevor man vielleicht nicht mehr kann. In jedem Fall sollte man den Partner nicht leichtfertig verlassen, sondern erst prüfen, ob man an einer vorübergehenden Unzufriedenheit leidet, für die der Partner nichts kann oder ob man sich wirklich auseinandergelebt hat und ein Neuanfang ohne den langjährigen Partner wirklich Sinn macht.

Nach 20 Jah­ren wie­der Sin­gle – und jetzt?

Auch wenn man heute mit 50 oder 60 Jahren plötzlich noch zum Single wird, heißt das nicht, dass man plötzlich alleine ist und einsam. Viele Menschen sind in dem Alter sehr aktiv, entdecken neue Hobbys und Lebensträume und verlieben sich auch irgendwann neu. Gerade nach einer sehr langen Beziehung, die zum Ende hin unglücklich war oder für die man sich aufgeopfert hat, kann das Single-Leben eine Erleichterung und eine Befreiung sein. Das sieht man vielleicht zunächst nicht so, denn eine Trennung nach so langer Zeit ist auch immer ein Verlust und ein tiefer Einschnitt in das Leben, das man kennt.

Wichtig nach einer Trennung ist auf jeden Fall Zeit: Wer 20 Jahre im Doppelpack aufgetreten ist und gemeinsam gelebt und immer wieder Kompromisse geschlossen hat, der muss sich nach so langer Zeit erstmal wieder selbst finden: Was will ich? Was sind meine Hobbys? Mag ich Wandern wirklich so gerne oder habe ich das meinem Ex-Partner zu Liebe gemacht? Mit der Zeit sollte man sich auf seine eigenen Hobbys und seine eigenen Wünsche und Träume erinnern und sie möglichst umsetzen. Viele Wünsche kann man sich besser erfüllen, wenn man keinen Partner hat, auf den man Rücksicht nehmen und mit dem man Kompromisse eingehen muss.

Fi­nan­zi­el­le Aus­wir­kun­gen

Eine Trennung hat meistens finanzielle Auswirkungen, vor allem wenn man schon sehr lange verheiratet ist. Gerade wenn es um das Geld geht, kann eine Scheidung schnell schmutzig werden und in einem Rosenkrieg enden. Wer sich nach wenigen Ehejahren wieder scheiden lässt, der streitet meist um die Kinder und den Unterhalt. Das gemeinsame Haus ist vielleicht noch mit Schulden belastet und muss ohnehin verkauft werden. Anders ist es oft nach einer langjährigen Beziehung: Das Haus ist abbezahlt und gefüllt mit schicken Möbeln und teurem Besteck, gemeinsames Geld liegt auf verschiedenen Sparkonten und in Depots, es gibt Autos, Schmuck, wertvolle Technik. Das muss alles aufgeteilt werden. Und da gibt es den meisten Streit. Schließlich wollen beide Parteien auch getrennt im Alter gut leben können und auf möglichst wenig verzichten müssen. Vielleicht verschwindet Geld auf ausländische Konten, Schmuck ist weg, Depots existieren nicht mehr, Unterlagen sind weg.

Was Sie beim Thema Unterhalt beachten sollten

Was Sie beim The­ma Un­ter­halt be­ach­ten soll­ten

Ein Überblick zum Thema Unterhalt und Tipps für die Unterhaltsberechnung.

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Ans Geld geht es auch, wenn es um den Trennungsunterhalt geht. Hat man selbst während der Ehe nicht gearbeitet, gibt es nicht nur Trennungsunterhalt, sondern vielleicht sogar noch einige Jahre nach der Scheidung Unterhalt vom Partner. Der ist aber eher zeitlich befristet und gilt nicht ein Leben lang. Wer etwa krank ist oder zu alt, um in seinem Job noch eine Anstellung zu finden, der hat gute Chancen auf Unterhalt vom Ex-Partner. Finanzielle Auswirkungen hat die Scheidung natürlich auch auf die Rente Hat der Mann gearbeitet, gut verdient und einen hohen Rentenanspruch aufgebaut, muss er mitunter einen großen Anteil an seine Ex-Frau abtreten, die weniger verdient hat oder ganz zu Hause geblieben ist, um sich um die gemeinsamen Kinder zu kümmern. Das kann für finanzielle Probleme im Alter sorgen.

Aus­blick

Egal wie Sie sich entscheiden, Ihres und das Leben Ihres Partners haben sich in den Jahren Ihrer Ehe sehr wahrscheinlich eng miteinander verflochten. Erwarten Sie nicht, dass Sie von heute auf morgen alle Verbindungen kappen können. Arbeiten Sie am besten darauf hin, mit Ihrem Partner eine offene Kommunikation aufzubauen, damit Sie beide einer unbeschwerten Zukunft entgegenschauen können und sich nicht mit Streitigkeiten der Vergangenheit aufhalten müssen.

Glossar zum Artikel:

  • Nach der Scheidung ist der Ehegatte für den eigenen Lebensunterhalt selbst verantwortlich. Das Gesetz stellt den Grundsatz der Eigenverantwortung in den Vordergrund. Nur im Ausnahmefall hat der bedürftige Ehegatte, der wegen der Betreuung eines Kindes, Alter, Krankheit oder Gebrechen, Ausbildung, Fortbildung oder Umschulung oder Erwerbslosigkeit bedürftig ist und sich nicht selbst unterhalten kann, Anspruch auf nachehelichen Ehegattenunterhalt (§§ 1570 ff BGB). Zusätzlich kennt das Gesetz den Aufstockungsunterhalt sowie den Unterhalt aus Billigkeitsgründen.
  • Leben die Ehegatten getrennt, kann ein Ehegatte vom anderen den nach den Lebens-, Erwerbs- und Vermögensverhältnissen der Ehegatten angemessenen Unterhalt für den Zeitraum der Trennung verlangen. Der Anspruch auf Trennungsunterhalt erlischt mit der rechtskräftigen Scheidung. Danach besteht Anspruch auf Ehegattenunterhalt, wenn der geschiedene Ehepartner einen der gesetzlichen Unterhaltstatbestände geltend machen kann. Im ersten Jahr der Trennung ist der bedürftige Ehepartner nicht erwerbspflichtig und kann nur darauf verwiesen werden, seinen Unterhalt durch eine Erwerbstätigkeit selbst zu verdienen, wenn dies nach seinen persönlichen Verhältnissen im Hinblick auf eine frühere Erwerbstätigkeit und der Dauer der Ehe erwartet werden kann (§ 1361 BGB).

Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion

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