Trennungsgründe

Partner hat plötzlich Beziehungsangst

Dienstag, 24. November 2020, geschrieben von .

Partner hat plötzlich Beziehungsangst

Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Partner sich plötzlich emotional zurückhält, sich gar von Ihnen scheinbar distanziert oder vermehrt Streit sucht, muss die Ursache nicht darin liegen, dass er/sie Ihre Beziehung anzweifelt. Vielmehr kann eine plötzlich auftretende Beziehungsangst Grund dafür sein, dass der Partner sich in eine Art Schutzhülle zurückzieht, in der er/sie glaubt, Ihre Beziehung nicht aufs Spiel zu setzen.

Beziehungsängste werden in unserer Zeit zunehmend thematisiert, nicht zuletzt, weil es vermehrt Singles gibt oder weil viele glauben, sich ohne den Partner besser ausleben zu können oder weil schlicht die Angst vor dem Scheitern einer Beziehung größer ist als der Wunsch nach der Beziehung an sich.

Was ist Be­zie­hungs­angst?

Beziehungsangst („Liebesphobie“) ist die sich aufdrängende Angst davor, zu einem anderen Menschen eine langfristige intime Beziehung einzugehen und emotionale Nähe zu akzeptieren. Es fällt der betreffenden Person schwer, sich auf eine stabile Beziehung einzulassen und ein gemeinsames Leben zu führen, in dem die Partner materielle und immaterielle Werte miteinander teilen.

Partner haben Hemmungen, sich festzulegen und den anderen voll und ganz in das eigene Leben zu lassen. Es ist die Angst, die eigene Freiheit aufzugeben. Eine sich anbahnende, aber auch die bestehende Beziehung gleicht einer fortwährenden Achterbahnfahrt zwischen Nähe und Distanz.

Be­zie­hungs­ängs­te sind oft pa­ra­dox

Beziehungsangst ist eigentlich ein Paradoxon. Oft wünschen sich Betroffene im Innern nichts sehnlicher, als einen anderen Menschen zu lieben und von diesem Menschen selbst geliebt zu werden. Zugleich haben sie aber das Problem, sich auf emotionale und körperliche Nähe einzulassen.

Wann ent­ste­hen Be­zie­hungs­ängs­te?

Bindungsängste können von früher Jugend an bestehen oder können genauso auch in einer bestehenden festen Beziehung plötzlich in Erscheinung treten. Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass die Bindungsangst Grund dafür ist, dass sie sich nicht so verhalten, wie es der Partner erwartet und wie man es von sich selbst vielleicht erwarten würde. Ist eine Beziehungsangst erst einmal in Erscheinung getreten, verschwindet sie nicht einfach so von allein, sondern verstärkt sich meist. Männer leiden genauso unter Beziehungsängsten wie Frauen.

Beziehungsängste sind oft in der frühen Kindheit entstanden. Oft ist die gestörte Beziehung zur Mutter oder zum Vater oder zu beiden Elternteilen die maßgebliche Ursache. Sie kann darin begründet sein, dass der Partner als Kind die Geborgenheit bzw. die Nähe der Eltern vermisst hat, durch die Eltern oder einen Elternteil zurückgewiesen oder vernachlässigt wurde oder als Kind hilflos zusehen musste, wie die Eltern ihre Konflikte ausgetragen haben. Die daraus entstehenden negativen Erfahrungen führten zu Enttäuschungen, seelischen Verletzungen und Traumata, die der Partner als Kind nicht aufarbeiten konnte und vor deren Folgen er als Erwachsener resigniert hat.

Beziehungsängste können sich auch daraus entwickeln, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin bereits eine oder mehrere Beziehungen hinter sich hat und die vermeintliche Erfahrung machen musste, dass menschliche Beziehungen nicht auf Dauer angelegt sind. Um sich selbst zu schützen, achtet der Partner vielleicht nicht unbedingt auf körperliche, mindestens aber auf eine seelische und emotionale Distanz.

Was sind pas­si­ve und ak­ti­ve Be­zie­hungs­angst?

Psychologen sprechen von der passiven Beziehungsangst, wenn Betroffene sich ihres Problems nicht wirklich bewusst sind, sich aber nach einer festen Beziehung sehnen und sich nach außen auch dazu bekennen, intern aber ihre unglücklich verlaufende Beziehung damit rechtfertigen, dass man sich immer in den falschen Mann oder die falsche Frau verliebt habe.

Von der aktiven Beziehungsangst ist die Rede, wenn eine Person den Anschein erweckt, keine Beziehung anzustreben und vielmehr als Single frei sein möchte. Die betreffende Person stürzt sich gerne in lockere Affären oder betrachtet eine Beziehung von vornherein als eine offene Beziehung, in der man sich zu nichts verpflichtet fühlt. Weil Distanz von vornherein Bedingung für die Beziehung ist, lässt sich die Angst in Grenzen halten. Männer scheinen eher unter aktiven Bindungsängsten zu leiden, während Frauen häufiger in der passiven Rolle leben.

Menschen mit Beziehungsangst leiden nicht nur psychisch. Auch körperlich reagieren sie oft auffällig. Beziehungsängste erweisen sich in Herzrasen, Schweißausbrüchen, Atemnot oder Panikattacken. Sie treten ohne erkennbaren Anlass oder direkt im Zusammenhang damit auf, dass die Beziehung thematisiert wird.

Was sind ty­pi­sche Er­ken­nungs­merk­ma­le von Be­zie­hungs­ängs­ten?

Sie sollten Bindungsängste vermuten, wenn der Partner folgende Symptome zeigt:

  • Der Partner äußert mehr oder weniger deutlich, dass er/sie den Wunsch nach einer festen Beziehung der Angst unterordnet, dass die Beziehung scheitern könne.
  • Der Partner fürchtet, wenn er den anderen zu sehr in sein Leben und an seinen Entscheidungen teilhaben lässt, dass er/sie zu viele Kompromisse eingehen muss.
  • Sobald es darum geht, Verpflichtungen oder Verbindlichkeiten einzugehen und anzuerkennen, reagiert der Partner panisch und fluchtartig und entzieht sich jeglicher Verantwortung.
  • Der Partner äußert ein übertriebenes Sicherheitsbedürfnis, indem er den anderen kontrolliert und ständig Rechenschaft verlangt.
  • Ihr Partner wechselt von einer Beziehung in eine andere. Sein Verhalten deutet darauf hin, dass er nicht beziehungsfähig ist und Angst davor hat, sich dauerhaft zu binden.
  • Der Partner produziert aus scheinbar nichtigem Anlass Streitigkeiten, offenbar mit der Absicht, Distanz zum Partner aufzubauen und sich nicht auf mündliche Absprachen einlassen zu müssen.
  • Der Partner weigert sich, über Themen wie gemeinsame Zukunft, Eheschließung, Familienplanung und Zuneigung zu sprechen und will offensichtlich eine Beziehung, in der alles unverbindlich bleibt.
  • Der Partner hat Angst davor, sich falsch zu verhalten und den anderen irgendwie vor den Kopf zu stoßen. Also hält er sich in der Beziehung zurück und riskiert nichts, was die Beziehung belasten könnte.

Was kann der Part­ner ge­gen Be­zie­hungs­ängs­te un­ter­neh­men?

Zeigt Ihr Partner oder Ihre Partnerin Beziehungsängste, ist es wie immer, wenn es um Gefühle geht. Es gilt, dass der Partner erkennt, dass er ein Problem hat und anerkennt, dass er sich dem Problem stellen muss. Ist der Partner dazu bereit, kann eine Psychotherapie helfen. Dabei geht es darum, die Ursache der Ängste herauszufinden. Schließlich haben Ängste immer irgendwo eine Ursache.

Ih­re Un­ter­stüt­zung ist die wert­volls­te Hil­fe

Da nicht jeder Mensch gleich zum Psychotherapeuten geht und logischerweise erst einmal versucht, selbst sein Problem aufzuarbeiten, sollten Sie den Mut und die Kraft aufbringen, dem Partner oder der Partnerin in der Problembewältigung beiseite zu stehen. Erwarten Sie nicht, dass Sie gleich offene Türen einrennen oder sofort eine Lösung des Problems finden. Beziehungsängste sind Gefühle, die über Jahre und Jahrzehnte gewachsen sind. Der Weg zur Lösung ist steinig und schwer.

Geben Sie Ihrem Partner das Gefühl, ihn/sie zu lieben und ihm/ihr aus dieser Liebe heraus zur Seite stehen zu wollen. Versuchen Sie nicht, den Partner selbst zu therapieren. Wichtig ist, dass Sie sich als verständnisvoll, geduldig und umsichtig erweisen und dem Partner das Gefühl geben, Sie als menschliche Stütze an seiner Seite zu haben. Ihr Ziel sollte darin bestehen, dass die positiven Aspekte Ihrer Beziehung die negativen Erfahrungen des Partners überlagern. Wenn Sie dem Partner das Gefühl geben, bedingungslos an seiner Seite zu stehen und er/sie nichts riskiert, wenn er/sie emotionale und körperliche Nähe zulässt, könnte es gelingen, dass der Partner die feste Beziehung immer weniger mit negativen Aspekten verknüpft.

Zu gu­ter Letzt

Beziehungen sind so vielfältig wie das Leben selbst. Nichts und niemand ist perfekt. Wir können nur versuchen, daran zu arbeiten, eine menschliche Beziehung so optimal zu gestalten, wie es die Gegebenheiten erlauben. Die Arbeit daran ist eine tägliche Aufgabe, auf die Sie ständig neu reagieren müssen. Sind Sie geduldig und beständig, haben Sie beste Aussichten, Erfolge herbeizuführen.

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