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Tren­nung we­gen De­pres­si­on

Bild: Trennung wegen Depression

Wann liegt ei­ne De­pres­si­on vor? Soll­te ich mich tren­nen?

Eine Depression ist eine schwerwiegende psychische Erkrankung und weit mehr als einfach nur „schlechte Laune“. Der Umgang mit depressiven Menschen kann insbesondere eine Beziehung oder Ehe in einem erhöhten Ausmaß belasten. Oftmals leiden sowohl der gesunde Partner als auch die Kinder unter der Krankheit des depressiven Partners. Konflikte und Streit, die nur noch zur Verschärfung der Situation und zur Verschlimmerung der Krankheit beitragen, bestimmen den Alltag. Wie kann dem erkrankten Partner geholfen werden? Wo kann man als Paar Hilfe erhalten? Wann ist es notwendig, die Reißleine zu ziehen und an eine Trennung zu denken?

Kur­ze Zu­sam­men­fas­sung

  • Eine Depression ist eine ernstzunehmende Krankheit, die sich stark auf das Sozialverhalten und die Beziehungsfähigkeit eines Menschen auswirkt.
  • Betroffene Menschen benötigen professionelle Hilfe von Ärzten oder Psychologen.
  • Eine Beziehung mit einem an Depression erkrankten Menschen zu führen, kann sehr kompliziert sein.
  • Oft geraten beide Ehepartner dabei an ihre Grenzen und es kommt immer häufiger zu Streitigkeiten.
  • In manchen Situationen kann es die bessere Entscheidung sein, an sich selbst zu denken und die Beziehung zu beenden.

Prak­ti­sche Tipps für Sie

Tipp 1: Sich über die Krankheit des Partners informieren
Machen Sie sich zunächst mit den Symptomen einer Depression vertraut, wenn Ihr Partner daran leidet. Dies hilft, den Umgang mit Betroffenen zu erleichtern.

Tipp 2: Kein Schema F anwenden
Gegen Depressionen hilft kein Klaps auf den Rücken oder ein "Wird schon wieder". Die Notwendigkeit professionelle Hilfe spürbar anzuerkennen, hilft vielen Betroffenen ebenfalls.

Tipp 3: Letzte Entscheidung selbst treffen
Kein noch so kompetenter  Therapeut oder Berater kann eine Entscheidung über den Fortbestand einer Beziehung oder Ehe fällen, wenn ein Partner Depressionen hat. Dies müssen Sie allein tun.

Wie er­ken­ne ich die Krank­heit bei mei­nem Part­ner?

Sie haben in letzter Zeit bemerkt, dass Ihr Partner betrübt und motivationslos geworden ist und sich von Grund auf anders verhält als früher? Eventuell sind Ihnen an Ihrem Partner zudem ein vermindertes Selbstwertgefühl, allgemeines Desinteresse, Schlafstörungen oder Appetitlosigkeit aufgefallen. Wahrscheinlich haben Sie Ihren Partner schon mehrmals darauf angesprochen, weil Sie sich Sorgen machen, aber von ihm oder ihr kam immer wieder die gleiche ausweichende Antwort. Ist diese Gefühlslage in Ihrer Beziehung schon zum Normalfall geworden, haben Sie sich sicher schon Gedanken darüber gemacht, ob Ihr Partner eventuell ernstzunehmende Probleme hat. Insbesondere, wenn die Stimmung im Alltag allgegenwärtig ist und das morgendliche Aufstehen oder der Weg zur Arbeit nur noch schwer bewältigt werden können, ist es möglich, dass er oder sie an Depressionen leidet.

Bei der Entstehung dieser Krankheit können viele Ursachen in Betracht kommen. Auslöser sind beispielsweise schwerwiegende Verlusterlebnisse, seelische Belastungen oder Überforderung. Da die Depression jedoch anders als eine äußerliche Verletzung nicht sichtbar und auch nur schwer begreifbar und nachvollziehbar ist, ist es für gesunde Menschen oft schwer zu verstehen, warum der depressive Partner bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legt. Für Außenstehende ist es deshalb sehr schwierig, mit einem an einer Depression erkrankten Menschen umzugehen. Besonders schwer wird es da für die engsten Angehörigen und Ehepartner des Erkrankten, die das alltägliche Leben mit der Person teilen.

Expertentipp: Wenn der Partner an Depressionen leidet, ist es wichtig, sich selbst mit den Symptomen dieser Krankheit vertraut zu machen, die Depression als Krankheit anzuerkennen und den Umgang mit betroffenen Menschen zu erlernen. Eine Depression lässt sich durch Selbstdisziplin, zusammenreißen und „Kopf hoch“ ebenso wenig heilen wie ein gebrochener Knochen.

Wie wirkt sich die Krank­heit auf un­se­re Be­zie­hung aus?

Eine Beziehung oder Ehe mit einem an Depressionen erkrankten Partner ist für beide Seiten nicht leicht. Es erfordert viel Kraft, seinen Partner in dieser Zeit zu unterstützen und ist nicht selten auch eine große Belastung für den nicht erkrankten Partner. Während der Depression leiden die erkrankten Personen oft unter Selbstzweifel, Verlustängsten und fühlen sich schon mit alltäglichen Aufgaben überfordert. Oft hat die Krankheit zur Folge, dass sich der Partner immer mehr von seinen geliebten Menschen zurückzieht, sodass der gesunde Ehepartner schnell das Gefühl bekommt, emotional nicht mehr an ihn ranzukommen. In vielen Fällen geraten beide Partner dadurch in einen Teufelskreis aus einem endlosen Streit, aus dem sie kaum noch einen Weg heraus finden. Der gesunde Partner steht hilflos davor und kann die Situation und das Verhalten des erkrankten Partners nicht verstehen.

In so einer Situation kann durchaus der Gedanke an eine Trennung wegen den Depressionen des Partners auftreten. Aber „darf“ ich das überhaupt? Darf ich meinen kranken Partner wegen seiner Erkrankung verlassen? Was, wenn ich damit alles nur noch schlimmer mache? Was, wenn der erkrankte Partner nach einer Trennung alleine völlig hilflos ist und keine Unterstützung von seinem Umfeld erhält? Was aber, wenn ich mich nicht trenne? Wie soll die Ehe weitergehen, wenn wir beide am Ende unserer Kräfte angelangt sind und keinen Weg mehr aus der Situation heraus finden?

Seinem an Depression erkrankten Partner Beistand zu leisten, ist anstrengend und emotional sehr belastend. Insbesondere, wenn die Krankheit sehr lange andauert, ist es wichtig, dass es Zeiten gibt, in denen Sie selbst Energie auftanken können. Sie sollten die Grenzen Ihrer Belastbarkeit kennen und Ihre eigenen Interessen nicht aus den Augen verlieren. Pflegen Sie Kontakte im Freundeskreis, unternehmen Sie öfter etwas mit anderen Menschen und tun Sie sich selbst etwas Gutes. Eine weitere Anlaufstelle bietet der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen. Hier erhalten Sie Hilfe und Beratung für ihre komplizierte Situation. Austauschen kann man sich zudem mit anderen Angehörigen psychisch erkrankter Menschen und so Zuspruch und Entlastung finden.

Wie kann ich mei­nem Part­ner hel­fen?

Seien Sie geduldig mit Ihrem Partner. Er macht eine schwere Zeit durch und befindet sich nicht in der besten Verfassung seines Lebens. Nichtsdestotrotz sollten Sie Ihren Partner auf jeden Fall auf seine schlechte Stimmung ansprechen. Seien Sie mitfühlend und rücksichtsvoll. Einem an Depression erkrankten Menschen zu sagen, er solle sich doch zusammenreißen und positiv in die Zukunft schauen, ist so ähnlich, wie einem Menschen mit einem offenen Splitterbruch am Schienenbein gut zuzureden, er müsse sich doch nur zusammenreißen, um den vor ihm liegenden Marathon zu laufen.

Wie bei allen schweren Krankheiten, sollten Sie sich so schnell wie möglich an einen Arzt oder einen Psychologen wenden. Dieser ist Spezialist in seinem Beruf und kann Ihnen auf jeden Fall weiterhelfen. Ist Ihr Partner noch nicht so weit, von sich aus ärztlichen Rat einzuholen, können auch Sie für ihn oder sie einen Arzttermin ausmachen. Manchmal ist es die beste Entscheidung, selbst die Initiative zu ergreifen und Ihrem Partner so einen Schubs in die richtige Richtung zu geben. Außerdem ist es erkrankten Menschen oft selbst nicht bewusst, dass Sie eine psychische Krankheit haben, weil sie die Schuld für ihr Befinden in der Regel bei sich selbst suchen. Aus diesem Grund halten sie einen Arztbesuch für nicht nötig.

Hilfe bei einer Trennung

Hil­fe bei ei­ner Tren­nung

Diese Checkliste gibt Ihnen einen Überblick, wo und bei wem Sie nach einer Trennung Hilfe bekommen.

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Helfen können Sie Ihrem an einer Depression erkrankten Partner auch bei der Bewältigung des Alltags. Für einige Betroffene kann es schon eine Herausforderung sein, morgens aus dem Bett zu kommen. Durch einen geregelten Tagesablauf, den Sie in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder Therapeuten festgelegt haben, wird der Patient in einem angemessenen Maß gefördert. Weiterhin sollten Sie Ihren Partner in möglichst allen Bereichen seiner Therapie unterstützen. Dabei hilft es vor allem, in emotionalen Gesprächen die richtigen Worte zu finden. Sprechen Sie Ihrem Partner liebevoll zu und geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie für ihn da sind und die Krankheit zusammen durchstehen.

The­ra­pie­mög­lich­kei­ten

Nicht unweigerlich muss eine Depression das Aus in der Ehe bedeuten. Es ist mitunter jedoch ein langer und nicht einfacher Weg für beide Ehepartner, diese Krankheit gemeinsam zu besiegen. Ganz wichtig und unerlässlich für ein Fortbestehen der Beziehung oder Ehe ist dabei, dass der gesunde Partner die Depression als Krankheit anerkennt und den erkrankten Partner mit seinen Beschwerden und Symptomen ernst nimmt. Dazu gehört es auch für den gesunden Partner, sich intensiv mit dem Krankheitsbild der Depression auseinanderzusetzen. Hilfreich kann es ebenfalls sein, sich einer Selbsthilfegruppe für Angehörige anzuschließen und dort mit anderen Betroffenen über seine Ängste, Sorgen und Nöte zu sprechen.

Das Glück des Lebens besteht nicht darin, wenig oder keine Schwierigkeiten zu haben, sondern sie alle siegreich und glorreich zu überwinden.

Carl Hilty (1833 - 1909)

Ebenso wie der erkrankte Partner professionelle Hilfe braucht, sollte sich also auch der gesunde Partner Hilfe suchen, um dem Partner zur Seite stehen zu können. Dabei sollte man ehrlich zu sich selbst und zum Partner sein, eine kurze Auszeit erbitten, wenn die Kräfte nicht mehr ausreichen und die eigene Gesundheit nicht aus den Augen verlieren. Denn nur wenn es einem selbst gut geht und man emotional stabil bleiben kann, kann man dem Partner in dieser schwierigen Situation eine echte Hilfe sein.

Tren­nung we­gen De­pres­si­on

Trotz der belastenden Situation kommt meist eine Trennung nicht in Frage, da man sich für den kranken Partner verantwortlich fühlt und Angst hat, seine Krankheit mit einer Trennung nur noch zu verschlimmern. Dennoch kann auch ein bloßes Aufrechterhalten der Beziehung, in der beide Partner leiden und auch der gesunde Partner in den Strudel der Depression hereingezogen wird, keine Lösung sein, vor allem, wenn auch noch Kinder vorhanden sind, um die sich der gesunde Partner kümmern muss.

Daher gilt es, wenn Sie sich von einem Partner trennen möchten, der an einer Depression erkrankt ist, sorgsam und vorausschauend vorzugehen. Freunde und Familienmitglieder sollten auf jeden Fall informiert werden, damit sie sich nach der Trennung um den depressiven Partner kümmern können. Befindet sich der Partner in Therapie oder sonstiger ärztlicher Behandlung, sollten auf jeden Fall auch die behandelnden Ärzte und Psychologen informiert werden. Oftmals bedeutet das in der Praxis, dass der gesunde Partner selbst das Leben eines an einer Depression erkrankten Menschen lebt, wenn auch nur aus zweiter Hand. Kritisch wird es, wenn keinerlei Besserung in Sicht ist, beispielsweise weil der depressive Partner sich nicht behandeln lassen will oder seine Therapien immer wieder abbricht. Scheitert der gesunde Partner in diesem Fall und kann diese Last einfach nicht mehr tragen kann, sollte er das sich selbst gegenüber auch eingestehen und die Konsequenzen ziehen.

Eine Empfehlung, ob und wann Sie sich in einer Ehe trennen sollten, wenn Ihr Partner an einer Depression erkrankt ist, kann jedoch kein noch so fähiger Therapeut oder Berater geben. Diese Entscheidung muss jeder für sich selbst treffen.

Ihr de­pres­si­ver Part­ner möch­te die Tren­nung

In manchen Fällen geht der Wunsch nach Trennung wegen Depression auch von dem erkrankten Partner aus, vor allem, wenn die Depression nicht als solche diagnostiziert und entsprechend behandelt wurde. Der erkrankte Partner fühlt sich dann oft wertlos und will seinem gesunden Partner nicht zur Last fallen. Wer den Verdacht hat, dass der Partner, der sich getrennt hat, an einer Depression leidet, sollte auf jeden Fall gemeinsame Freunde und Familienangehörige auf die Trennung aufmerksam machen, die sich weiter um den Erkrankten kümmern können.

Ebenso kommt es vor, dass der erkrankte Partner im Zuge einer Therapie den Wunsch nach Trennung äußert. Nicht selten hört man von Betroffenen, dass der Anstoß zu dieser Trennungsabsicht von den behandelnden Therapeuten stammt, die in der Beziehung oder Ehe einen Grund für die Depression ihres Patienten sehen. Diese Situation ist für alle Beteiligten nicht leicht. Der gesunde Ehepartner fühlt sich häufig wie vor den Kopf gestoßen. Der erkrankte Partner hingegen hat im Laufe der Therapie gelernt, auf seinen Therapeuten und dessen Ratschläge zu hören und schenkt ihm auch in dieser Sache glauben. Ob und wann eine Ehe ausschlaggebend für eine Depression ist, ist für einen außenstehenden Laien unmöglich einzuschätzen, sodass es auch nicht möglich ist, die Einschätzung des Therapeuten generell oder im Einzelfall zu beurteilen. Letztlich müssen auch hier beide Ehepartner wieder auf ihr Gefühl hören und die Entscheidung treffen, die ihnen richtig erscheint.

Un­ter­halt bei Tren­nung we­gen De­pres­si­on

Hinsichtlich des Trennungsunterhalts kann es durchaus vorkommen, dass der erkrankte Partner aufgrund seiner Krankheit nicht in der Lage ist, seiner Erwerbstätigkeit nachzugehen und daher zum Zeitpunkt der Trennung über keinerlei Einkünfte verfügt. Handelt es sich bei dem erkrankten Partner um den Partner, der vor seiner Erkrankung der Hauptverdiener in der Ehe war, kann es daher sein, dass der erkrankte Partner weder Kindesunterhalt noch Trennungsunterhalt zahlen kann.

Was Sie beim Thema Unterhalt beachten sollten

Was Sie beim The­ma Un­ter­halt be­ach­ten soll­ten

Ein Überblick zum Thema Unterhalt und Tipps für die Unterhaltsberechnung.

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Verfügt der gesunde Partner, der sich trennen möchte, selbst auch über kein Einkommen, so bleibt keine andere Wahl, als Sozialleistungen zu beantragen. Kommt es zur Scheidung, so steht dem erkrankten Ehepartner unter Umständen ein nachehelicher Ehegattenunterhalt zu, wenn er aufgrund seiner Erkrankung nicht in der Lage ist, eine Arbeit aufzunehmen, durch die er seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten kann.

Aus­blick

Wenn Ihr Partner an einer ernstzunehmenden Depression leidet, belastet das Ihre Beziehung sehr. Emotionale Unterstützung und motivierender Zuspruch sind es, die Ihr Partner in dieser Zeit von Ihnen braucht. Jedoch sollten Sie sich während dieser schwierigen Krankheit des Angehörigen nicht selbst vergessen und von Zeit zu Zeit auch Ihren eigenen Interessen nachgehen. Beeinträchtigt die Krankheit Ihres Partners Ihr eigenes Leben ebenfalls in einem außerordentlichen Maße, ist der letzte Ausweg eine Trennung oder Scheidung von Ihrem Partner.

Glossar zum Artikel:

  • Leben die Ehegatten getrennt, kann ein Ehegatte vom anderen den nach den Lebens-, Erwerbs- und Vermögensverhältnissen der Ehegatten angemessenen Unterhalt für den Zeitraum der Trennung verlangen. Der Anspruch auf Trennungsunterhalt erlischt mit der rechtskräftigen Scheidung. Danach besteht Anspruch auf Ehegattenunterhalt, wenn der geschiedene Ehepartner einen der gesetzlichen Unterhaltstatbestände geltend machen kann. Im ersten Jahr der Trennung ist der bedürftige Ehepartner nicht erwerbspflichtig und kann nur darauf verwiesen werden, seinen Unterhalt durch eine Erwerbstätigkeit selbst zu verdienen, wenn dies nach seinen persönlichen Verhältnissen im Hinblick auf eine frühere Erwerbstätigkeit und der Dauer der Ehe erwartet werden kann (§ 1361 BGB).
  • Mediation ist ein freiwilliges Verfahren zur Klärung eines Konfliktes, bei dem ein unabhängiger Dritter die Streitparteien in ihrem Lösungsprozess begleitet.

Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion

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