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Los­las­sen ler­nen

Bild: Loslassen lernen

Wie schaf­fe ich es los­zu­las­sen?

Es ist vollkommen normal und in Ordnung, nach einer Trennung um den Partner zu trauern und ihn sich zurückzuwünschen. Um die Trennung zu verarbeiten und wieder nach vorn schauen zu können, ist es jedoch wichtig, sich nicht in unrealistischen Tagträumen von einer Zukunft mit dem Ex-Partner zu verlieren. Stattdessen sollten Sie in kleinen Schritten versuchen, sich aktiv eine Zukunft ohne den Partner vorzustellen und loslassen zu lernen.

Kur­ze Zu­sam­men­fas­sung

  • Loslassen bedeutet nicht Vergessen.
  • Ohne loszulassen können Sie nicht nach vorn schauen, neue Pläne machen oder sich auf eine neue Beziehung einlassen.
  • Loslassen bedeutet immer Akzeptanz der Situation.

Prak­ti­sche Tipps für Sie

Tipp 1: Neuanfang ohne Akzeptanz nicht möglich
Ohne, dass Sie akzeptieren, dass der Partner nicht zurückkommen wird, sind weder Neubeginn noch neue Beziehungen möglich.

Tipp 2: Persönliche Gegenstände entfernen
Stellen Sie alle Gegenstände weg, die Sie an den früheren Partner erinnern könnten. Dazu gehört auch das Tragen geschenkter Kleidung, Beziehen des Doppelbetts usw.

Tipp 3: Abstand zu den Social Media Accounts nehmen
Vermeiden Sie den Blick in die Social-Media-Profile des anderen, auch wenn es schwerfällt. Wenn Sie regelmäßig die Aktivitäten des anderen sehen, kommen Sie schwer über die Trennung hinweg.

Was be­deu­tet Los­las­sen ler­nen?

Loslassen zu können bedeutet im Grunde nichts anderes, als sich mit einer Situation, so wie sie ist, abzufinden. Loslassen heißt, die Gegebenheiten so wie sie sind, zu akzeptieren, nicht dagegen anzukämpfen, nicht zu versuchen, sie zu verändern, sondern sie hinzunehmen und mit diesen veränderten Gegebenheiten weiterzuleben.

Stellen Sie sich das Loslassen einmal bildlich, in Form eines Sportanglers vor, der einen großen Fisch am Haken hat. Er will den Fisch nicht töten, er will ihn nur fangen, fotografieren und dann zurücksetzen. Er versucht, die Leine einzuholen, doch es gelingt ihm nicht, der Fisch ist zu groß. Egal, was er versucht, er bekommt den Fisch nicht ans Boot. In dem Zweikampf leiden beide, dem Angler schmerzen die Hände und die Arme, das kleine Boot schwankt und droht zu kentern und der Fisch kämpft verständlicherweise um sein Leben. Sieht der Angler schließlich ein, dass er den Fisch nicht einholen kann, ist die einzig vernünftige Lösung, ihn loszulassen. Der Fisch schwimmt davon und der Angler wird ihn nicht mehr wiedersehen. Er hat ihn verloren und wird diesen einen Fang aller Wahrscheinlichkeit nach nie wieder machen. Wahrscheinlich wird er am nächsten Tag Muskelkater von dem Zweikampf mit dem Fisch haben und auch der Fisch wird Zeit brauchen, um sich zu erholen, doch letztendlich werden beide ihr Leben weiterleben. Der Angler wird, wenn er seinen Muskelkater überwunden hat, wieder mit dem Boot rausfahren zum Angeln und auch der Fisch wird weiter nach Würmern schnappen, auch wenn ihn dieser eine mit dem Haken fast das Leben gekostet hätte.

Was nicht zusammen kann Bestehen, tut am besten sich zu lösen.

Friedrich Schiller (1759 - 1805)

Was hätte geschehen können, wenn der Angler nicht losgelassen hätte? Zunächst einmal wäre der Zweikampf weitergegangen, mit Schmerzen für beide Beteiligten. Vielleicht wäre der Fisch vor Erschöpfung gestorben und schlimmstenfalls wäre das Boot gekentert und der Fischer wäre ertrunken. Loszulassen war in diesem Fall also genau die richtige Entscheidung und um das zu tun, war es wichtig, zu erkennen, dass der Wunsch, den Fisch einzuholen sich nicht erfüllen würde.

So ähnlich ist es auch im wahren Leben, wenn Sie ab und an einsehen müssen, dass Sie ein Ziel nicht erreichen können oder dass etwas, das Sie sich wünschen, nicht in Erfüllung gehen wird. In Bezug auf eine Trennung bedeutet das Loslassen also, dass Sie akzeptieren, dass der Partner nicht zurückkommen wird, dass es nicht mehr so sein wird, wie es vor der Trennung war und dass dieser Lebensentwurf, den man gemeinsam mit dem Ex-Partner hatte, endgültig gescheitert ist. Erst wenn Ihnen das gelungen ist, können Sie wieder nach vorn schauen und neue Pläne machen.

Das Ge­gen­teil von Los­las­sen: Fest­hal­ten

Ja, das Gegenteil von loslassen ist festhalten. Körperlich ist es nach einer Trennung nicht möglich, den Ex-Partner festzuhalten. Man sitzt allein in der neuen, oder noch schlimmer in der ehemals gemeinsamen Wohnung und vermisst den Ex-Partner und wünscht ihn sich zurück. Das Schlimmste, was man nun machen kann, ist sich mit Fotos von ihm zu umgeben, einen Schlafanzug von ihm anzuziehen, sich auf seine Bettseite zu legen, seine Lieblings CD zu hören, sein Lieblingsbuch zu lesen oder seinen Lieblingsfilm anzuschauen.

Damit hält man psychisch an dem Ex-Partner fest, tut alles, was möglich ist, um den Anschein zu erwecken, er sei in der Nähe, käme gleich zur Tür hinein oder würde anrufen.

Natürlich ist dieser Wunsch sehr verständlich und es wird auch den ein oder anderen Tag nach der Trennung geben, wo Sie einfach nicht anders können, als sich mit vielen Dingen zu umgeben, die Sie an den Ex-Partner erinnern und sich einfach nur zu wünschen, er wäre wieder da. Aber dieses Verhalten darf nicht überhand nehmen, denn sonst werden Sie davon völlig gelähmt und unfähig, sich in der neuen, der echten Realität ohne den Ex-Partner zurechtzufinden. Die Beziehung ist beendet, doch das Leben geht weiter und das kann es nur, wenn Sie ihm auch die Chance dazu geben.

Expertentipp: Das so wichtige Loslassen wird oft mit Aufgeben oder Resignieren verglichen. In unserem Kulturkreis lernt man schon von Kindesbeinen an, sich mehr anzustrengen, sich durchzubeißen, zu kämpfen, wenn etwas nicht klappt. Dieses Verhalten überträgt man leicht auch auf eine Trennungssituation, in der man versucht zu kämpfen, um den Partner zurückzubekommen. Das endet jedoch fast immer damit, dass man die Trennung unnötig in die Länge zieht und dass man länger als notwendig unter der Situation leidet, weil man einfach nicht bereit ist, loszulassen, sondern beharrlich an etwas festhält, das so nicht mehr existiert. Sagt der Partner klipp und klar, dass er sich trennen möchte, ist es das Beste, diese Entscheidung, so schwer es auch fällt, zu akzeptieren und zu lernen, damit zu leben.

Was hat es für Fol­gen, wenn wir nicht los­las­sen kön­nen?

Kann der Ex-Partner nach einer Trennung gar nicht loslassen, kann das gravierende Auswirkungen haben. Manchmal steigert sich einer der Ex-Partner so sehr in die vergangene Liebe hinein, dass er die Trennung einfach nicht wahrhaben will. Er „holt den Partner von der Arbeit ab“ oder „wartet zufällig“ vor dessen Haus, in Wahrheit lauert er jedoch dem Ex-Partner auf und versucht, jede Gelegenheit wahrzunehmen, ihm nah zu sein. Er schreibt hunderte von SMS oder Whats-App Nachrichten, ruft dauernd an und macht dem Ex-Partner dann Vorwürfe, wenn dieser nicht antwortet oder nicht ans Telefon geht.

Wenn ein Ex-Partner nicht loslassen kann, entwickelt sich die ehemalige Liebe im Extremfall zur Obsession und zur Sucht. Oft kommt es in diesem Zusammenhang auch zu regelrechtem Stalking und findet der gestalkte Ex-Partner dann eine neue Liebe, kann es auch zu weiteren Straftaten wie Sachbeschädigungen oder gar Körperverletzungen kommen. In diesen Fällen bleibt dem Opfer nichts anderes übrig, als die Polizei einzuschalten und eine einstweilige Verfügung zu erwirken, die diese Verhaltensweisen unter Strafe stellt.

Aber so extrem muss es gar nicht werden, um Folgen zumindest für den Ex-Partner zu haben, der nicht in der Lage ist loszulassen. Gerade Menschen, die dazu neigen, sich in einer Beziehung selbst aufzugeben und alles für den Partner zu tun, fallen in ein tiefes, dunkles Loch, wenn die Beziehung beendet ist und wissen nicht mehr, wie sie dort heraus kommen sollen. Sie neigen dazu, den Ex-Partner zu idealisieren, schreiben ihm im Nachhinein Eigenschaften zu, die er in der Realität niemals hatte, stellen ihn auf ein Podest und verehren ihn nahezu wie eine Gottheit. Auf diese Art und Weise verlieren sie völlig den Bezug zur Realität und die Fähigkeit, loszulassen, nach vorn zu schauen und einen neuen Lebensplan zu entwerfen und zu verfolgen.

Können Sie sich wirklich auch nach längerer Zeit nicht vom Ex-Partner lösen, kreisen die Gedanken auch nach Monaten noch Tag und Nacht um ihn oder sie, ist es wirklich an der Zeit, sich professionelle Hilfe zu holen. Auch Freunde und Angehörige sollten ein Auge darauf haben, wenn sich jemand bei einer Trennung so extrem in die Liebe zu dem Ex-Partner hineinsteigert und nicht mehr in der Lage ist, loszulassen.

Expertentipp: Merken Sie nach dem Ende einer Beziehung, dass die Gedanken nur noch um den Ex-Partner kreisen und ändert sich daran auch nach einigen Wochen nichts, müssen Sie aktiv werden, um nicht in einen Teufelskreis zu geraten, aus dem Sie nur schwer wieder herausfinden. Zunächst können Sie mit der Hilfe von Freunden versuchen, sich auf andere Gedanken zu bringen. Merken Sie jedoch, dass das allein nicht gelingt, sollten Sie nicht zögern, sich professionelle Hilfe bei einer Beratungsstelle oder einem Psychologen zu holen.

Wie kann ich durch Los­las­sen ler­nen ei­ne Tren­nung zu be­wäl­ti­gen?

Loszulassen bedeutet nicht, den Ex-Partner zu vergessen oder von einem auf den anderen Tag keine Gefühle mehr für ihn zu haben. Es bedeutet auch nicht, sich Hals über Kopf in eine neue Beziehung mit einer Club-Eroberung zu stürzen. Loslassen bedeutet viel mehr, die Situation, so wie sie jetzt ist, hinzunehmen, mit allen Schmerzen, der Wut, der Trauer und der Enttäuschung, die mit einer Trennung immer einhergehen. Das Akzeptieren der Situation hilft Ihnen, den Verlust zu realisieren und mit ihm umzugehen. Auf diese Weise können Sie den Verlust ganz langsam, Tag für Tag, verarbeiten und lernen, Ihr Leben unter den neuen Voraussetzungen zu leben.

Der Lebensentwurf, den Sie gemeinsam mit dem Ex-Partner hatten, ist gescheitert, mit keinem anderen wird es genau so sein, aber das bedeutet nicht, dass es nicht irgendwann mit einem anderen Partner genauso gut oder sogar noch besser werden könnte. Um das aber zulassen zu können, müssen Sie zunächst einmal von dem gescheiterten Lebensentwurf und dem Ex-Partner Abschied nehmen und beides loslassen.

Loslassen bedeutet, zu erkennen, dass es hier nichts mehr gibt, das Ihnen nutzen oder guttun könnte, so sehr Sie sich auch wünschen würden, es wäre anders. Also suchen Sie sich neue Wege, um Ihr persönliches Glück zu finden, auch wenn es im Verlauf einer Trennung viele, viele Phasen gibt, in denen Sie sich nicht vorstellen können, dass Sie überhaupt je wieder glücklich, geschweige denn verliebt sein können. Loslassen ist nichts, was man aktiv von einem auf den anderen Tag tut. Loslassen ist vielmehr der Prozess, wenn Sie nach zahllosen durchweinten Nächten morgens aufwachen und beim Kaffeekochen auf einmal feststellen, dass heute zum ersten Mal seit der Trennung, der erste Gedanke am Morgen nicht dem Ex-Partner gegolten hat. Oder wenn Sie Ihrem Hobby oder Ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, zu der Sie sich vor einigen Tagen noch regelrecht zwingen mussten und auf einmal feststellen, dass Sie die letzten Stunden so vertieft waren, dass Sie nicht an den Ex-Partner gedacht haben. Diese Abschnitte werden immer länger und länger und irgendwann haben Sie die Trennung überwunden und sich emotional von dem Ex-Partner gelöst. Sie haben losgelassen. Das können Sie nicht erzwingen und es ist keine aktive Handlung, doch Sie müssen es zulassen. Denn wer festhält an etwas, dass es nicht mehr gibt, der kann nicht loslassen. Vielmehr werden Sie durch das Festhalten für lange Zeit in einem emotionalen Zustand gefangen bleiben, aus dem Sie sich nicht lösen können, da Sie sich dort festhalten. Loszulassen kann man nicht lernen, es gibt keine Step by Step Anleitung für das Loslassen, doch es gibt einige Verhaltensweisen, die das Loslassen begünstigen oder verhindern.

Los­las­sen ler­nen - Aus­blick: Tipps und Tricks

Es gibt kein Patentrezept, um einen geliebten Menschen von einem auf den anderen Tag loszulassen. Aber es gibt Dinge, die Sie tun oder lassen können, die Ihnen das Loslassen erleichtern.

  • Vermeiden Sie jeglichen Kontakt: Das erste und wichtigste Gebot nach einer Trennung: kein Kontakt zum Ex-Partner. Je weniger Kontakt besteht, desto einfacher ist es, den Partner loszulassen. Einer späteren Freundschaft steht nichts im Wege, doch zunächst einmal gilt absolute Kontaktsperre.
  • Erinnerungen verstauen: Alles was an den Ex-Partner erinnert, sollte in Kisten verpackt und auf den Dachboden oder in den Keller befördert werden.
  • Hände weg von Social Media Accounts: Auch kein Kontakt über Facebook oder Twitter. Wo ist er/sie gerade? Was macht er/sie gerade? Mit wem redet er/sie gerade? All diese Fragen und Gedanken sind nicht dazu angetan, eine Distanz zum Ex-Partner zu schaffen. Deshalb gilt: Hände weg von seinen/ihren Social Media Accounts.
  • Unerfüllte Wünsche ausleben: Jetzt ist die richtige Gelegenheit, etwas zu tun, das Sie schon immer tun wollten, aber aus Rücksicht auf den Partner nicht getan hat. Zum Beispiel die Haare kurz schneiden lassen, den Motorradführerschein machen, das Wohnzimmer gelb streichen oder nach Asien zu reisen.
  • Zeit für ein neues Hobby: Auch für ein neues Hobby ist es jetzt genau die richtige Zeit. Damit schlagen Sie gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Sie füllen die Freizeit, die auf einmal viel zu üppig bemessen zu sein scheint, Sie lernen neue Leute kennen und Sie haben eine Ablenkung, die Sie zumindest für kurze Zeit auf andere Gedanken bringt.
  • Gedankenschleifen durchbrechen: Wann immer Sie merken, dass Sie in einer endlosen Gedankenschleife von „Ich will ihn/sie wiederhaben“ gefangen sind, sollten Sie diese Schleife unterbrechen. Dabei können kleine Tricks helfen, wie sich in Gedanken ein großes Stoppschild vorzustellen oder einfach ein Viertelstündchen an die frische Luft zu gehen.
  • Überstürzen Sie nichts:Loslassen sollten Sie nicht mit Verdrängung verwechseln. Es nützt nichts, sich nach einer Trennung gleich in eine neue Beziehung zu stürzen und sich einzureden, Sie seien nun viel glücklicher als mit dem Ex-Partner.
  • Alkohol ist keine Lösung: Auch die negativen Gefühle mit Alkohol oder Drogen zu betäuben ist keine Lösung. Langfristig gesehen führt das schlimmstenfalls zu einem Suchtproblem, aber nicht zur Bewältigung der Trennung.

Expertentipp: Eine Trennung zu bewältigen braucht Zeit und in dieser Zeit haben auch Gefühle wie Trauer, Wut, Verzweiflung, Enttäuschung und auch Hoffnung ihren Platz. Doch Sie sollten immer aufpassen, dass Sie sich in diesen Gefühlen nicht verlieren und den Bezug zum Leben behalten.

Glossar zum Artikel:

  • Mediation ist ein freiwilliges Verfahren zur Klärung eines Konfliktes, bei dem ein unabhängiger Dritter die Streitparteien in ihrem Lösungsprozess begleitet.

Geschrieben von: iurFRIEND-Redaktion

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