Wer aus seinem Leben ein Geheimnis macht, macht den Partner misstrauisch und führt ein Eigenleben. Eine gute Ehe gründet darauf, dass die Partner einander am Leben des anderen teilhaben lassen. Genauso destruktiv ist es, wenn Sie einfach nur noch belanglose Informationen austauschen und sich nicht mehr die Mühe machen, Ihre Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Nur eine gute Kommunikation in der Ehe verhindert, dass sich ein Partner eher Freunden und Arbeitskollegen mitteilt.
Tipp 1: Sprechen Sie über Ihre Gefühle
Wenn Sie nicht über Ihre Gefühle sprechen und dem Partner damit vermitteln, dass Sie sich nicht für ihn/sie und sein Leben interessieren, baut der Partner vielleicht einen Groll gegen Sie auf. Irgendwann ist der emotionale Graben so tief, dass Ihre Ehe auseinanderbricht und scheitert.
Tipp 2: Kreieren Sie Rituale
Vielleicht ist es hilfreich, wenn Sie sich darauf verständigen, beispielsweise einmal in der Woche genau diejenige Zeit miteinander zu verbringen, die Sie benötigen, um in aller Ruhe und in aller Offenheit miteinander zu sprechen. Planen Sie einen Restaurantbesuch oder gemeinsamen Spaziergang ein, den Sie mit der Zielvorgabe angehen, dass Sie Ihrem Partner alles sagen wollen, was Ihnen wichtig erscheint. Hören Sie genauso bedingungslos dem Partner zu, was er Ihnen mitteilen will.
Tipp 3: Stellen Sie Fragen
Ein angeblich wichtiges Geheimnis einer guten Ehe soll darin bestehen, Fragen zu stellen. Fragen Sie den Partner, was er den Tag über getan hat. Fragen Sie ihn/sie, was er empfunden hat, als dies oder jenes passiert ist.
Die Antwort scheint selbsterklärend. Dennoch bedarf die Frage einer tiefergehenden Betrachtung. Wenn Sie Paare fragen, was vor der Trennung schiefgelaufen ist, berichten viele, dass die Trennung Folge ihrer abgebrochenen Kommunikation gewesen sei. Ehen scheitern, weil die Partner einander nicht mehr ihre Gefühle mitteilen. Sie vertrauen Freunden und Arbeitskollegen mehr als dem eigenen Partner. Wenn überhaupt, dann sprechen Paare über negative Seiten in der Beziehung. Vieles von dem, was eigentlich positiv ist, wird nicht als positiv wahrgenommen. Viel Positives erscheint als Selbstverständlichkeit, über die es sich nicht zu sprechen lohnt. Insoweit verwundert es nicht, dass sich zwischen Partnern Gräben auftun, die sich immer weiter vertiefen.
Als Sie sich kennengelernt und schließlich geheiratet haben, hatten Sie offenbar keine Probleme, mit Ihrem Ehepartner zu kommunizieren. Aus dieser Kommunikation haben sich zunehmend Gefühle entwickelt, die Grundlage Ihrer Beziehung und Ihrer Ehe sind. Hätten Sie sich nicht die Mühe gemacht, mit dem Partner zu sprechen, hätten Sie wahrscheinlich nie geheiratet. Die Erkenntnis daraus ist, dass eine Beziehung darauf aufbaut und wächst, wenn Sie sich dafür einsetzen und jede Gelegenheit nutzen, an dieser Beziehung zu arbeiten. Wenn der Partner aber nicht mehr weiß, was Sie fühlen und denken, schleifen Sie Ihre emotionale Beziehung. Das Fundament, auf dem Ihre Ehe einst gegründet wurde, bröselt. Also: Möchten Sie diesen Prozess aufhalten oder gar nicht erst an den Start bringen, müssen Sie etwas tun.
Partner zu sein, bedeutet nicht nur, den Partner als Werkzeug zu betrachten. Kommunikation bedeutet nicht, dass Sie einfach nur Informationen darüber austauschen, wer die Kinder zur Schule bringt, wer Essen kocht und wer den Mülleimer leert. Kommunikation bedeutet vielmehr, dass Sie alle Bereiche Ihres Lebens offenlegen und den Partner daran teilhaben lassen, was in Ihnen vorgeht. Natürlich bedeutet dies, dass Sie den Mut und die Energie aufbringen müssen, sich auf eine derartige Gesprächsführung einzulassen. Auch wenn Sie kein emotionaler Typ sind, prägen Gefühle alles, was Sie tun oder nicht tun.
Praxisbeispiel: Clementine und Winston Churchill (Britischer Premierminister 1940 - 1945) waren 56 Jahre verheiratet. Sie waren oft voneinander getrennt. Dennoch tauschten sie sich durch Briefe und Telegramme fortlaufend aus. Noch heute sollen 1700 dieser Mitteilungen existieren. Beiden war es wichtig, sich gerade in den damals schwierigen Zeiten von Krieg und Not gegenseitig an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben zu lassen.
Möchten Sie Ihre Kommunikation in der Ehe verbessern, bedeutet dies nicht nur, dass Sie über zusätzliche Themen miteinander sprechen, sondern auch darüber nachdenken, was Sie besser nicht sagen und wie Sie damit umgehen. Kommunikation bedeutet immer, dass einer spricht und der andere zuhört. Dann wird gewechselt. Im Idealfall entwickelt sich ein konstruktives Zwiegespräch. Kann oder möchte ein Partner aus welchen Gründen auch immer, nicht zuhören, wäre auch dieser Wunsch zu respektieren.
Kommunikation bedeutet, nicht nur Informationen sachlicher Art auszutauschen. Die Kunst besteht einfach darin, Themen zu finden, über die Sie sich austauschen können. Gefühle sind oft mit Fakten verbunden. Vielleicht besteht das Geheimnis schlicht darin, dass Sie sich für Ihren Partner interessieren. Sie sollten Interesse daran zeigen, was den Partner bewegt. Ein angeblich wichtiges Geheimnis einer guten Ehe soll darin bestehen, Fragen zu stellen. Fragen Sie den Partner, was er den Tag über getan hat. Fragen Sie ihn/sie, was er empfunden hat, als dies oder jenes passiert ist. Berücksichtigen Sie, dass der Alltag für jeden Partner anders verläuft. Verstehen Sie, dass der Tagesablauf Ihres Partners nicht unbedingt mit Ihrem Tagesablauf harmonisiert.
Nehmen wir an, Ihr Partner arbeitet in einer Klinik. Dort ist er oder sie tagtäglich mit Leid und Tod konfrontiert. Wenn er oder sie dann abends nach Hause kommt, besteht vielleicht das Bedürfnis, über genau diese Gegebenheiten zu sprechen. Es geht darum ein Gespräch mit einer Person zu führen, die von diesen Empfindungen nicht unmittelbar betroffen ist. Hilfreich könnte sein, wenn Sie dann bewusst fragen, wie es am Arbeitsplatz war.
Genauso gut kann es auch sein, dass der Partner nach Hause kommt und absolut kein Interesse daran hat, über all das Elend, das er den Tag über erlebt und überlebt hat, zu sprechen. Vielleicht betrachtet er die Ehewohnung als Zufluchtsstätte. Er will abschalten, vielleicht allein sein, während Sie vielleicht das Bedürfnis haben, über Ihren Tagesverlauf zu sprechen. Sie sollten ein Gefühl dafür entwickeln, wie Sie miteinander umgehen und Ihren vielleicht gegensätzlichen Interessen gerecht werden. Wenn Sie diese Interessen ignorieren oder nicht ernst nehmen, provozieren Sie den Partner, da er die Gegebenheiten anders empfindet.
Expertentipp: Das Beispiel zeigt, dass Sie Wege finden müssen, mit den Gegebenheiten Ihres Alltags umzugehen. Eine Strategie könnte darin bestehen, dass der Partner den Arbeitsplatz verlässt, seine emotionalen Empfindungen dort zurücklässt und sich darauf einstellt, nach Hause zu kommen und dort eine „Wohlfühloase“ vorzufinden. Dann reden Sie vielleicht über alles, was Sie interessiert, aber nicht unbedingt über das, was den Partner am Arbeitsplatz belastet. Nur dann, wenn der Partner mental in der Lage ist, über diese Gegebenheiten zu kommunizieren, sollten Sie in ein Gespräch einsteigen. Nur dann können Sie erwarten, dass Sie auf Interesse stoßen. Umgekehrt gilt das gleiche.
Wenn Sie miteinander sprechen wollen, brauchen Sie Ansatzpunkte. Um diese Ansatzpunkte zu finden, müssen Sie aktiv vorgehen. Tun Sie nichts, geht es Ihnen vielleicht wie vielen Paaren, die sich abends im Restaurant gegenübersitzen, mit leerem Blick auf den Teller starren und sich anscheinend nicht viel zu sagen haben.
Ein Ausweg aus der Sprachlosigkeit kann darin bestehen, dass Sie gemeinsame Interessen aufbauen. Haben Sie gemeinsame Interessen, führen diese zu gemeinsamen Erfahrungen, über die Sie sich austauschen können. Hilfreich ist, wenn Sie sich dafür interessieren, was Ihr Partner als Hobby betreibt oder für was sich Ihr Ehepartner besonders engagiert.
Praxisbeispiel: Ihr Partner ist Hobbygärtner. Er verbringt seine Zeit am liebsten im Garten. Wenn Sie bislang gärtnerisch unbefleckt sind, wäre es konstruktiv, sich dafür zu interessieren, was den Partner im Garten umtreibt. Auch wenn Sie keinen großen Wert darauf legen, ob das grüne Gewächs ein Pampas-Gras oder ein Bambus-Strauch ist, kann es zu einem Erfahrungsaustausch führen, wenn Sie darüber sprechen, wie das Gewächs optimal gepflegt wird. Entscheidend dabei ist allein, dass Sie Interesse zeigen und dem Partner das Gefühl geben, dass Sie an seinen Aktivitäten teilhaben. Der ideale Partner wird umgekehrt bereit sein, Sie zum Theaterbesuch zu begleiten, auch wenn er es vielleicht vorzieht, spätestens nach dem dritten Akt in seinem Sessel einzuschlafen. Auch hier ist entscheidend allein, dass der Partner Sie begleitet und an Ihrer Seite ist, wenn Sie Ihrem Interesse frönen. Insoweit kommt es stets darauf an, dass Sie Aktivitäten gemeinsam erleben, auch wenn das Erlebnis unterschiedliche Intensität hat.
Wichtig ist, dass Sie bewusst darangehen, an Dingen Interesse zu zeigen, die für den Partner wichtig sind. Sofern Sie keine gemeinsamen Interessen haben, sollten Sie neue Aktivitäten suchen, möglichst solche, an denen Sie beide Interesse und Freude finden. Vielleicht treten Sie einem Wanderverein bei, unternehmen gemeinsame Reisen, gehen gemeinsam ins Kino oder besuchen eine Sportveranstaltung. Egal, was es ist: Springen Sie über Ihren Schatten und zeigen Sie Interesse. Dieses Interesse sollte nicht geheuchelt, sondern ernst gemeint sein. Ihr Lohn besteht darin, dass Sie ins Gespräch kommen.
Hilfreich kann sein, wenn Sie Freunde zu Aktivitäten begleiten oder sich bei Ihren Aktivitäten von Freunden begleiten lassen. Je größer der Gesprächskreis, desto einfacher gestaltet sich die Kommunikation. Eine gute Kommunikation im Freundeskreis wirkt sich oft auch konstruktiv in der Kommunikation mit dem Partner aus.
Betrachten Sie gemeinsame Mahlzeiten als ein wichtiges Gemeinschaftserlebnis. Seit jeher war es in Familien so, dass das gemeinsame Essen am Tisch den Rahmen bildete, in dem sich die Familie austauschte. Verzichten Sie soweit wie möglich auf Fertigmenüs und Tiefkühlgerichte. Betrachten Sie Ihre Küche als Wohlfühloase, in der Sie wie in einer Werkstatt Ihre Mahlzeiten zubereiten. Beziehen Sie den Partner soweit wie möglich ein. Selbst wenn er oder sie nur den Salat putzt, besteht die Gemeinsamkeit bereits darin, das Essen gemeinsam zuzubereiten. Ein gemeinsam zubereitetes Essen schmeckt doppelt gut. Es schafft genau die Atmosphäre, in der Sie sich hoffentlich konstruktiv unterhalten können.
Gemeinsam in den Urlaub zu fahren, kommt oft zu kurz. Ein gemeinsamer Urlaub bietet aber die Chance, dass Sie ungezwungen ins Gespräch kommen. Sie sollten den Urlaub als Gelegenheit betrachten, bei der Sie Ihren Alltag hinter sich lassen und eine Situation schaffen, in der Sie so miteinander sprechen können, wie es Ihnen zu Hause nicht möglich ist. Wichtig ist, dass Sie nicht mit zu hohen Erwartungen herangehen. Hohe Erwartungen machen den Urlaub zum Risikourlaub. Gemeinsame Erlebnisse im Urlaub sind eine gute Grundlage, sich auszutauschen und vielleicht reinen Tisch zu machen.
Nicht umsonst heißt es „ein Gewitter reinigt die Luft“. In einer guten Ehe sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass Sie nicht nur über das schöne Wetter reden oder darüber, welche tollen Errungenschaften Sie beim Shoppen getätigt haben. Wichtiger ist, dass Sie schmerzvolle und komplexe Gefühle genauso mitteilen, wie schöne und erfüllende Gefühle. Sie können im Leben nicht alles, was negativ ist, ausklammern. Jedes gute Paar wird schwierige Zeiten erleben.
Expertentipp: Gerade in Trauerphasen passiert es schnell, dass Gefühle verschlossen bleiben, verleugnet und verdrängt werden. So ist beispielsweise die Scheidungsrate von Paaren, die ein Kind verloren haben, erheblich höher als der Durchschnitt.
Ein guter Diplomat spricht dann, wenn die Situation passt. Wenn Sie mit dem Partner etwas besprechen wollen, ist es nicht immer vorteilhaft, wenn es einfach so aus Ihnen herausbricht. Überlegen Sie stets, welche Konsequenzen Ihre Worte haben. Der Moment dafür muss einfach der Passende sein. Ist der Partner gerade völlig übermüdet oder mit etwas beschäftigt, stehen die Chancen schlecht, dass Sie Gehör finden. Sie riskieren, abgewiesen zu werden. Warten Sie also den richtigen Moment ab, in dem Sie erwarten dürfen, dass der Partner nicht nur zuhört, sondern auch in der Lage ist, das Gespräch konstruktiv zu führen.
Es scheint in unserer Natur zu liegen, dass wir schnell dabei sind, uns gegenseitig Vorwürfe zu machen. Umgekehrt scheint es uns schwer zu fallen, die positiven Seiten des Partners zu sehen. Vorwürfe vergiften das Gesprächsklima. Hinter jedem Vorwurf steckt ein Wunsch. Dabei geht es darum, dass Sie das, was Sie sagen möchten, richtig formulieren.
Praxisbeispiel: Werfen Sie dem Partner vor, dass er oder sie schon wieder vor dem Fernseher sitzt, ist der Vorwurf eher destruktiv. Der Partner weiß in dem Moment noch nicht sicher, was Sie eigentlich wollen. Konstruktiv wäre, dass Sie Ihr Gefühl in dem Wunsch äußern, dass er oder sie Ihnen bitte schön zuhören möchte.
Zum Thema Kommunikation in der Ehe lässt sich vieles sagen. Vieles ist subjektiv. Vieles ist auf eigenen Erfahrungen begründet. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Ansätzen, die konstruktiv beitragen, die Kommunikation in der Ehe zu verbessern und die Beziehung vielleicht sogar zu retten. Letztlich sind es Ansätze, die Sie auch in einer Paartherapie hören werden, sollten Sie sich entschließen, Ihre Beziehung mithilfe eines Paartherapeuten neu zu beleben.
Geschrieben von: Volker Beeden