Trennungsgründe

Trennung wegen Beleidigungen in der Beziehung

Freitag, 17. März 2023, geschrieben von .

Trennung wegen Beleidigungen in der Beziehung

Menschliche Beziehungen leben vom gegenseitigen Respekt. Jedes Wort kann eins zu viel sein. Fühlt sich der Partner oder die Partnerin in der Ehre gekränkt und beleidigt, kann zwar eine Entschuldigung helfen, das Verhältnis zu reparieren. Oft ist es aber schwierig, sich wieder auf der gleichen Ebene zu begegnen wie zuvor. Erfahren Sie hier, ob eine strafrechtliche Ahndung von Beleidigungen innerhalb einer Partnerschaft sinnvoll ist, was überhaupt erst eine Beleidigung darstellt und wie man darauf reagieren sollte.

Was ist ei­ne Be­lei­di­gung im Sin­ne des Straf­rechts?

Nicht jedes missliebige Wort und nicht jede abwertende Äußerung muss gleich auch eine Beleidigung im strafrechtlichen Sinne darstellen. Die strafrechtliche Definition kann helfen, eine Äußerung, die im Ansatz als Beleidigung empfunden werden könnte, angemessen zu interpretieren.

Danach ist eine Beleidigung jede Äußerung oder Aussage, die das Ehrgefühl eines anderen Menschen beeinträchtigt. Die Rechtsprechung definiert die Beleidigung als „Kundgabe der Nichtachtung oder Missachtung“. Ob eine solche vorliegt, kann nicht ohne Berücksichtigung der Umstände, unter denen die Äußerung erfolgt, entschieden werden. Hierbei sind

  • Alter,
  • Bildungsgrad und Stellung der Beteiligten,
  • das persönliche Verhältnis zueinander,
  • der Verkehrston
  • sowie die örtlichen und zeitlichen Verhältnisse zu berücksichtigen.

Ob die Beleidigung bewusst als Kundgabe der Nichtachtung oder Missachtung erfolgt oder unbewusst mal so daher gesagt wird, bleibt dabei unerheblich. Entscheidend ist jedenfalls, dass auch ein außenstehender Dritter die Kundgabe der Nichtachtung oder Missachtung einer anderen Person als so schwerwiegend und unzumutbar begreift, dass sie als strafbare Beleidigung zu bewerten ist.

Wie ist es mit Be­lei­di­gun­gen in der Be­zie­hung?

Geht es um Äußerungen in der Beziehung, muss nicht gleich jedes Wort eine Beleidigung im Sinne des Strafrechts darstellen. Ein üblicher rauer Ton ist in mancher Beziehung Standard und meist auch Ausdruck der Persönlichkeit. Die Frage ist, wo die Grenze zur Beleidigung beginnt.

Entscheidend ist, dass sich der Partner oder die Partnerin in der Ehre oder im Selbstwertgefühl herabgesetzt fühlt. Die Person fühlt sich nicht so behandelt, wie sie behandelt werden möchte. Dabei ist zu berücksichtigen, wie derjenige empfindet, der eine bestimmte Situation im Hinblick auf die Person des anderen aufgreift und sich äußert. Wie so vieles im Leben, dürfte sich die Einschätzung auch hier als relativ erweisen. Es ist zu berücksichtigen, dass viele Menschen „so sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist“.

Oft sind Beleidigungen in der Beziehung Ausdruck eines Machtkampfes zwischen den Ehepartnern. Der eigentliche Anlass kann geringfügig sein, ist aber Ausgangspunkt dafür, dass sich ein Streit unkontrolliert entwickelt. Ein Funke entfacht den Brand.

Praxisbeispiel: Ausdruck eines Machtkampfes in der Beziehung

Sie kauft sich eine neue Handtasche oder er kauft sich neues Werkzeug. Jeder wirft dem anderen vor, das Geld aus dem Fenster zu werfen. In Wirklichkeit geht es ums liebe Geld. Der Partner, der das Geld verdient oder mehr verdient als der andere, will dem anderen verdeutlichen, dass es besser sei, zu sparen. Wird die Aussage damit verbunden, dass der andere nicht genug gelernt habe, um ausreichend Geld zu verdienen und faul in den Tag hineinlebe, wird es schnell beleidigend. Letztlich geht es darum, dass der besserverdienende Partner sich über den anderen erhebt und diesen zugleich erniedrigt. Dieser empfindet die Erniedrigung als kränkend und beleidigend.

Was ist, wenn der Part­ner mich im Streit be­lei­digt?

Im Streit gibt oft ein Wort das andere. Im Idealfall sollte aber auch ein Streit kein Grund sein, den anderen zu kränken und herabzuwürdigen. Fallen beleidigende Worte aber wirklich im Streit, ist es eine andere Situation, als wenn die Äußerung ohne nachvollziehbaren Anlass getätigt wird und es die Art des Partners ist, Gespräche zu führen. Auch im Strafgesetzbuch findet dieser Ansatz seinen Niederschlag. Eine Beleidigung, die auf der Stelle erwidert wird und auf wechselseitige Beleidigungen hinausläuft, begründet in der Regel keine Strafbarkeit. Im Streit gelten andere Maßstäbe. Auch hier empfiehlt sich, den Bogen nicht zu überspannen. Gerade wechselseitige Beleidigungen zerstören vieles, was sich in der Beziehung vielleicht nicht mehr reparieren lässt.

Praxisbeispiel: „Du Anfänger“ vs. „Du Idiot“

Der Partner/die Partnerin hat beim Rangieren das Auto, das dem Partner gehört, beschädigt. Reagiert der Partner mit „Du Anfänger“, dürfte es sich angesichts des Ereignisses um eine akzeptable Äußerung handeln, die den anderen vielleicht kränkt, aber noch nicht beleidigt. Reagiert der Partner mit „Du Idiot“, kann die Kritik aber den Rahmen sprengen, den man in einer partnerschaftlichen Beziehung erwartet und respektieren sollte.

Wie ver­mei­de ich Be­lei­di­gun­gen?

Im Grunde ist es einfach. Jeder sollte sich so verhalten, wie er es selbst vom anderen erwartet. Da niemand beleidigt werden möchte, sollte die Prämisse in jedem Gespräch darin bestehen, den Gesprächspartner nicht zu beleidigen. Worte sind mit Bedacht zu wählen. Ein unüberlegt daher gesagtes Wort lässt sich nicht mehr zurückholen. Versuchen Sie, stets sachlich zu bleiben und halten Ihre Emotionen im Zaum.

Sollten Sie das Gefühl haben, überschießend emotional zu reagieren, kann sich eine Konfliktpause empfehlen. Bevor Sie das Gespräch weiterführen und die abzeichnende Auseinandersetzung eskaliert, sollten Sie das Signal geben, das Gespräch jetzt unterbrechen zu wollen und später fortzuführen. Im Idealfall ist dies eine Strategie, die Sie in guten Zeiten bereits absprechen und bei Bedarf hervorholen. Dann wissen beide Partner, was mit dieser Strategie gemeint ist und können, wenn es darauf ankommt, den Rückzug des Partners aus dem Gespräch akzeptieren.

Was tun, wenn Sie den Part­ner be­lei­digt ha­ben?

Bereuen Sie Ihre Worte, gibt es nur einen Weg. Sie müssen sich entschuldigen. Nur eine Entschuldigung stoppt die Entwicklung, die Sie mit Ihrer Äußerung in Gang gesetzt haben. Auch wenn es schwerfällt, beim Partner vorstellig zu werden und eine Entschuldigung zu äußern, ist die Entschuldigung der beste Ansatz, wieder dorthin zurückzukehren, wo Sie vorher waren. Eine Entschuldigung zeigt von innerer Größe. Gehen Sie davon aus, dass auch der beleidigte Partner oder die beleidigte Partnerin eine Entschuldigung als Ausdruck von Mut, Größe und Erhabenheit begreift und bestenfalls akzeptiert. Eine Entschuldigung musste nicht in Worten bestehen. Auch ein Blumenstrauß oder die versöhnliche Einladung zum Abendessen sind Ausdruck des Bedauerns.

Die Alternative besteht darin, abzuwarten, bis sich die Wogen geglättet haben. Dieser Weg hat aber den Nachteil, dass die Beleidigung in der Welt ist und Sie keinen Ansatz gezeigt haben, dass Sie Ihre Äußerung bereuen und rückgängig machen wollen. Der Partner oder die Partnerin muss zwangsläufig davon ausgehen, dass Sie zu Ihrer Äußerung nach wie vor stehen und keinen Grund sehen, die Dinge anders zu bewerten.

Was, wenn der Part­ner mich stän­dig be­lei­digt?

Sind Beleidigungen an der Tagesordnung, stimmt in Ihrer Beziehung etwas nicht. Es fehlt der notwendige Respekt. Möglicherweise ist dem Partner gar nicht wirklich bewusst, was er mit seinen beleidigenden Worten anrichtet. Es kann sich empfehlen, das Gespräch zu suchen und dem Partner vor Augen zu führen, dass seine/ihre Worte ehrverletzend sind und keine Grundlage für eine gedeihliche Beziehung sein können. Ändert sich nichts, wird es erfahrungsgemäß auch so sein, dass die Art und Weise, sich zu äußern, nicht das einzige ist, was Ihre Beziehung stört. Es ist zu vermuten, dass Ihre Beziehung auf eine Trennung hinausläuft.

Al­les in al­lem

In einer Beziehung ist Achtsamkeit angesagt. Eine gute Beziehung lebt davon, dass die Partner jeden Tag daran arbeiten. Sie sollten nicht riskieren, dass Ihre Beziehung, die sich vielleicht über Jahre hinaus aufgebaut hat, wegen vielleicht einiger unbedarfter Worte geschädigt wird.

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