Trennung und Neubeginn

Sommerferien in der Patchworkfamilie

Dienstag, 14. Juli 2020, geschrieben von .

Sommerferien in der Patchworkfamilie

Som­mer­fe­ri­en in der Patch­work­fa­mi­lie

Sommerferien sollen die schönste Zeit des Jahres sein, können sich in der Patchworkfamilie aber als eine Herausforderung darstellen. Sind Sie als Elternteil betroffen, stehen Sie vielleicht vor der Aufgabe, es allen irgendwie recht machen zu wollen. Wie und ob überhaupt dies gelingt, sollte sich nicht erst nach den Ferien ergeben. Wir versuchen, Ihnen dabei zu helfen, die Sommerferien in der Patchworkfamilie planbar zu gestalten.

Warum sind die Sommerferien für den Kontakt untereinander so wichtig?

Natürlich ist jede Patchworkfamilie anders. Eines haben alle aber gemeinsam. Sind Sie an dem persönlichen Kontakt zu Ihrem Kind interessiert, das bei dem anderen Elternteil lebt, ist die physische Nähe ein ganz wichtiger Faktor. Familiäre Bindungen entstehen nur und bestehen nur fort, wenn man sich sieht, miteinander Auge in Auge kommuniziert und möglichst vieles gemeinsam erlebt. Der bloße Kontakt über Skype, WhatsApp oder Facebook kann den direkten Kontakt nicht ersetzen.

Gerade die Sommerferien sind dafür der richtige Rahmen, diese Wünsche umzusetzen. Elternteile und Kinder, die sich über das Jahr hinweg nur sporadisch und vielleicht nur über das Wochenende sehen, riskieren, den Kontakt zueinander zu verlieren und verstärkt eigene Wege zu gehen. Verbringt man eine Reihe von Tagen gemeinsam, ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, zueinander zu finden, eher zufällige Chancen zu nutzen, miteinander ins Gespräch zu kommen und über persönliche Belange zu sprechen.

Zeigen sich Kinder widerspenstig, hochmütig oder zurückgezogen, gibt es dafür sicherlich Gründe. In einem Gespräch zwischen Tür und Angel oder am Telefon wird es naturgemäß schwierig sein, diese Gründe herauszufinden und darüber zu reden. Im Urlaub, wenn man auf engem Raum zusammenlebt, ergeben sich hierzu ganz andere Möglichkeiten.

Warum sind gerade die Sommerferien eine Herausforderung?

Sind Ihre schulpflichtigen Kinder aus Ihrer früheren Beziehung auf beide Elternteile aufgeteilt und wollen Sie und die Kinder die Sommerferien zusammen verbringen, kann es Probleme geben, wenn die Sommerferien nicht parallel laufen. Lebt ein Kind beispielsweise in Berlin-Brandenburg, beginnen die Sommerferien dieses Jahr am 25.6.2020 und enden am 8.8.2020. Wohnt das andere Kind in Baden-Württemberg, beginnen dort die Sommerferien erst am 30.7.2020, so dass Ihre Kinder allenfalls noch die letzte Woche Anfang August gemeinsam in den Sommerferien verbringen könnten. Eine Woche dürfte kaum ausreichen, einen echten gemeinsamen Urlaub zu planen. In anderen Bundesländern ist es ähnlich. Grund für die unterschiedlichen Ferienzeiten ist, dass die Urlaubsregionen besser ausgelastet werden können und sich der Strom der Touristen auf Straßen und Flughäfen leichter verteilt.

Möchten Sie die Ferien auch mit Ihrem Kind verbringen, das bei Ihrem Ex-Partner lebt, leidet möglicherweise Ihre Beziehung mit dem neuen Partner oder der neuen Partnerin. Sie müssten sich letztlich aufsplitten, wenn Sie es jedem wirklich recht machen wollten. Als Patchworkfamilie, deren Familienmitglieder in unterschiedlichen Bundesländern wohnen, stehen Sie also jedes Jahr vor der Frage, wie Sie als Familie gemeinsam verreisen können, wenn die Sommerferien zeitlich auseinanderliegen.

Um der Problematik gerecht zu werden, sollten Sie mit der Schule Ihres Kindes sprechen, ob das Kind vom Unterricht vorzeitig befreit werden kann. Das Problem der Patchworkfamilien scheint wohl bekannt zu sein. Leben Eltern getrennt, wird dem Antrag wohl oft stattgegeben.

Mit welchen Erwartungen sollte ich die Sommerferien planen?

Sommerferien scheinen oft mit Erwartungen überfrachtet. Das Bedürfnis nach Harmonie, Freizeit und Erholung scheint groß. Wahrscheinlich ist das Bedürfnis eines Kindes, den anderen Elternteil für einen längeren Zeitraum sehen zu dürfen, besonders hoch. Gelingt dies nicht, prägen Enttäuschungen die Beziehung. Es liegt in der Natur der Sache, dass unendlich vieles schiefgehen kann. Verletzte Seelen, Eifersüchteleien und unausgesprochene Wünsche machen es schwer, eine gemeinsame Basis zu finden.

Verbringen Sie die Sommerferien mit Kindern aus unterschiedlichen Beziehungen und oder den Kindern Ihres neuen Partners oder Ihrer neuen Partnerin, empfiehlt es sich, die oft höchst unterschiedlichen Interessen zu berücksichtigen und anzuerkennen. Wer morgens länger schläft, ist wenig begeistert, wenn er um zehn Uhr bereits Museen oder Burgen besichtigen soll. Wer gerne am Strand liegt, wird wenig Interesse daran haben, sich sportlich zu betätigen.

Letztlich kommt es darauf an, dass jeder irgendwie auf seine Kosten kommt, ohne dass irgendwer in der Patchworkfamilie ein schlechtes Gewissen haben muss oder glaubt, zurückstehen zu müssen. Ungeachtet dessen helfen gemeinsame Erfahrungen, familiäre Identität aufzubauen und emotionale Vorbehalte untereinander abzubauen. Erscheinen gemeinsame Unternehmungen nicht möglich, werden Sie nicht umhinkommen, dass Familienmitglieder getrennte Aktivitäten entfalten. Wenn dann jeder zufrieden ist, soll es so sein. Gegen den Strom zu schwimmen, kostet Kraft, die Sie im Urlaub nicht unnötigerweise verbrauchen sollten.

Ein hoffnungsvoller Ansatz kann darin bestehen, dass Ihr Kind Verständnis für Ihre Situation entwickelt, wenn Sie ihm das Gefühl geben, auch seine Bedürfnisse anzuerkennen. Hören Sie also genau hin, welche Wünsche bestehen und überlegen Sie, wie sich diese Bedürfnisse mit den Bedürfnissen anderer Beteiligter in Einklang bringen lassen. Wenn jeder weiß, was er will oder nicht will, kommt es weniger darauf an, um seine eigenen Interessen zu kämpfen. Die Beziehung untereinander ist einfacher, wenn das Konfliktpotenzial vorher entschärft wurde.

Vor Ort werden sich ohnehin eine ganze Reihe weiterer Probleme stellen. Diese beginnen damit, dass sich die Familienmitglieder einigen müssen, wer in welchem Bett schläft, wer mit wem im Zimmer übernachtet und wer für welche Arbeiten im Haushalt zuständig ist. Dazu kommt es auf eine halbwegs gerechte Aufgabenverteilung an, ohne dass ein Kind das Gefühl hat, es werde gegenüber anderen Kindern benachteiligt und überfordert.

Ihre Patchworkbeziehung steht und fällt mit Ihren Kindern

Eine Patchworkfamilie kennzeichnet sich dadurch, dass Sie und/oder Ihr Partner oder Ihre Partnerin eigene Kinder in die Ehe einbringen und vielleicht noch ein gemeinsames Kind in die Welt setzen. Soll Ihre Patchworkbeziehung funktionieren, kommt es entscheidend auf Ihre Beziehung zu den Kindern an.

Geht es um Ihren Umgang mit dem Kind Ihres neuen Partners oder Ihrer neuen Partnerin, bietet es sich an, die gemeinsame Zeit in den Sommerferien dafür zu nutzen, gemeinsame Interessen aufzubauen und einen ehrlichen Zugang zueinander zu finden. Versuchen Sie nicht, dem Kind den Elternteil ersetzen zu wollen. Konstruktiver ist es, als Kamerad und Freund aufzutreten, so dass es gar nicht erst zu Eifersüchteleien des Kindes kommt.

Verbringt Ihr eigenes Kind die Sommerferien in Ihrer neuen Familie, achten Sie darauf, Ihr Kind nicht gegenüber anderen Kindern zu bevorzugen. Sie erzeugen damit nur einen unnötigen Wettbewerb, aus dem keine Sieger hervorgehen werden. Vor allem dann, wenn die Kinder unterschiedlichen Alters sind, kommt es darauf an, deren Interessen angemessen einzubeziehen. Hält das Kleinkind seinen Mittagsschlaf, muss das ältere Kind vielleicht auf den Gang zum Strand verzichten. Staut sich dadurch Frust auf, müssen Sie einen Ausgleich anbieten oder wenigstens auf Verständnis hoffen.

Alles in allem

Patchwork ist Flickwerk. Sie müssen sich der Aufgabe stellen, tagtäglich daran zu arbeiten, die Flicken zusammen zu halten. Rückschläge sind normal und dürfen Sie nicht entmutigen. Eine gute Planung kann jedenfalls helfen, die Sommerferien auch in der Patchworkfamilie gemeinverträglich zu gestalten.

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