Trennungsgründe

Beziehungskrise während Corona-Quarantäne

Mittwoch, 25. März 2020, geschrieben von .

Beziehungskrise während Corona-Quarantäne

Be­zie­hungs­kri­se wäh­rend Co­ro­na-Qua­ran­tä­ne

Eine gute Beziehung braucht auch Abstand. Leben Sie wegen der Corona-Ausgangsbeschränkungen mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin und Ihren Kindern zuhause in „Quarantäne“, ist guter Rat teuer. Sie müssen auf Tage und vielleicht Wochen hinaus auf engem Raum miteinander auskommen. Da jeder auf den anderen angewiesen ist, zeigt sich schnell, wo die Toleranz Grenzen hat. Eine Beziehungskrise während der Quarantäne lässt sich hoffentlich vermeiden, wenn Sie einige Ansätze beherzigen und vor allem Ihrer Denkweise den passenden Rahmen geben.

Was ist der Anlass für Beziehungskrisen in der Quarantäne?

Wenn Sie aktuell die Zeitungen lesen, wird dort vielfach von häuslicher Gewalt berichtet. Die Ursachen dafür liegen auf der Hand. Familien leben auf engstem Raum zusammen. Der Ausgang aus der Wohnung ist nur noch in begründeten Fällen erlaubt. Kindertagesstätten, Kindergarten, Schule und Spielplätze sind tabu. Die Kneipe und das Fitnessstudio, in der Mann oder Frau sich abreagieren konnten, sind geschlossen. Das Geld ist knapp. Und am schlimmsten: Das Toilettenpapier geht zur Neige.

Leitfaden: "Rechtliche Informationen zum Coronavirus" geschrieben von Volker Bellaire. Stand: 22.04.2020

Rechtliche Informationen zum Coronavirus

Allein am Beispiel China ist festzustellen, dass in den vergangenen Wochen während der durch das Corona-Virus bedingten Ausgangssperre dreimal so viele Frauen von den Behörden betreut werden mussten, wie zuvor. Quarantäne bedeutet Stresstest für die Familie. Die wenigsten von uns sind dafür gerüstet. Was lässt sich tun, um mit diesen Gegebenheiten vernünftig umzugehen?

Der beste Ratschlag vorab: Es geht vorbei!

Auch wenn die Corona-Krise noch zu deprimierend daherkommt, Sie sollten sich nicht dazu verleiten lassen, nur noch pessimistisch und destruktiv zu denken. Wenn Sie derart negativ denken, senken Sie Ihre Toleranzschwelle und haben wenig Chancen, störende Einflüsse abzuwehren.

Also: Denken Sie optimistisch und konstruktiv. Gehen Sie davon aus, dass auch die Corona-Krise irgendwann ihr Ende finden wird. Wenn Sie die wichtigsten Maßnahmen der Hygiene ernst nehmen, möglichst zu Hause bleiben und den Kontakt zu Dritten außerhalb Ihrer Wohnung so gut es geht vermeiden, haben Sie sicherlich gute Karten, Ihr Infektionsrisiko Richtung Null zu verringern.

Wenn Sie genau dieses Ziel vor Augen haben, sollte es zu verkraften sein, es einige Tage und vielleicht auch einige Wochen in der eigenen Wohnung auszuhalten. Ihre innere Kraft ist Ihre Stärke. Wenn Sie stark sind, ist Ihre Toleranz groß. Wenn Ihre Toleranz groß ist, halten Sie vieles aus, was derzeit Ihr Leben bestimmt. Auch wenn diese Sätze schlau daherkommen, treffen sie sicherlich genau den Kern, um den es geht. Sie werden in der Lage sein, Ihre Beziehung über Wasser zu halten.

Nutzen Sie die Zeit der Gemeinsamkeiten

Möglicherweise haben Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin viel mehr gemeinsam, als Sie sich selbst vorstellen können. Dies beginnt damit, dass Sie zu Hause in der Quarantäne eine Schicksalsgemeinschaft bilden. Es bleibt Ihnen gar nichts anderes übrig, als mit Ihrem Partner in der Wohnung auszuharren. Machen Sie also das Beste daraus. Erkennen Sie an, dass der Partner das Problem genauso empfindet, wie Sie es empfinden. Auch der Partner muss mit Ihrer Person zurechtkommen. Sie sitzen gemeinsam im Boot. Nur wenn jeder rudert, kommen Sie ins Ziel.

Gerade in Krisenzeiten zeigt sich, was eine Beziehung wirklich wert ist. Nur eine Beziehung, die eine Krise aushält, ist eine echte Beziehung. Tut sie das nicht, ist es eine Beziehung an der Oberfläche. Vielleicht nutzen Sie die Gelegenheit, Ihre Beziehung in besseres Fahrwasser zu führen. Sie haben jetzt die Zeit und hoffentlich auch die Muße dazu, die Ihnen im normalen Lebensalltag schlicht fehlt.

Sprechen Sie miteinander. Sprechen Sie die Probleme an, die sich aktuell in Ihrer Wohnung auftun. Wer das Leid des anderen kennt, kann besser damit umgehen. Fressen Sie Ihre Probleme nicht in sich hinein. Vermeiden Sie den damit einhergehenden Frust. Besser ist, wenn Sie mit Ihrem Partner leiden und gemeinsam die Zuversicht leben, dass es am Ende eines jeden Tunnels irgendwann wieder Licht gibt.

Gehen Sie gemeinsam spazieren. Soweit es lediglich Ausgangsbeschränkungen gibt, besteht nach wie vor die Möglichkeit, mit dem Partner oder der Partnerin und, wenn Sie Kinder haben, auch mit den Kindern Spaziergänge zu machen. Sie müssen lediglich den Kontakt zu Dritten möglichst vermeiden.

Betrachten Sie die Corona-Krise als Chance

Bestenfalls betrachten Sie die Corona-Krise als Chance. Vielleicht führen die sozialen Verzichte, auf die wir uns einstellen müssen, dazu, dass wir den Verzicht gar nicht als Verlust empfinden. Vielmehr könnte es so sein, dass all das, was unser Leben bislang bestimmt hat, verzichtbar erscheint oder zumindest nicht mehr die Wichtigkeit einnimmt, die Sie den Dingen bislang zugemessen haben. Auch wenn Sie die Quarantäne in eine Art Schockstarre geführt hat, werden Sie vielleicht feststellen, dass es mühsam ist, ständig unterwegs sein zu müssen, mit jedem in aller Welt zu kommunizieren, einzukaufen und zu glauben, überall präsent sein zu müssen.

Irgendwie erscheint es angenehm, wenn wir feststellen, dass viele Menschen sich als selbstlos präsentieren, bereit sind, anderen zur Seite zu stehen und in einer Art und Weise miteinander umzugehen, die uns vorher abhandengekommen war.

Arbeiten Sie gerade im Home-Office, entdecken Sie vielleicht Möglichkeiten, die Sie vorher gar nicht wahrgenommen haben. Das Virus schafft eine neue Kultur der Kommunikation, gewährt Rückzugsräume, wenn Ihnen danach ist oder eröffnet Tätigkeitsfelder, die Ihnen bislang verschlossen erschienen.

Vielleicht hat die Evolution das Virus eigens geschaffen, nur um den Menschen zu verdeutlichen, dass das vermeintlich unendliche Wachstum in allen Bereichen des Lebens sehr wohl endlich ist. Vielleicht brauchen die Menschen dieses Signal, um den Kurs in der Gesellschaft und im eigenen Leben neu einzunorden. Vielleicht ändern wir unsere Einstellung zum Leben und damit auch die Einstellung zum Partner oder der Partnerin.

Wenn Ihnen in dieser Situation wieder bewusst wird, wie endlich unser Leben ist, erhält Ihre Partnerschaft wieder den Stellenwert, den die Partnerschaft zum Zeitpunkt Ihrer Eheschließung ursprünglich einmal hatte. Insoweit könnte die Corona-Krise eine echte Chance für uns als sein.

Ist die Trennung die Ultima Ratio?

Erweist sich Ihre Beziehungskrise als unüberwindbar, könnte die Trennung die logische Konsequenz darstellen. Dennoch sollten Sie bedenken, dass sich Ihre Beziehungskrise aus einer besonderen Situation heraus entwickelt hat. Sobald die Corona-Krise ihr Ende gefunden hat, könnte sich vieles wieder normalisieren. Vielleicht normalisiert sich auch Ihre Beziehung wieder. Dann könnte Ihr Gedanke an Trennung genauso schnell verflogen sein, wie er entstanden ist. Legen Sie also nicht alles, was in diesen Tagen passiert, auf die Waagschale. Relativieren Sie stets, was Sie hören und was Ihr Partner tut. Vieles von dem, was er oder sie tut, ist situationsbedingt.

Natürlich reden wir dieser Stelle nicht über Sachverhalte, in denen Gewalttätigkeiten oder Drohungen das Leben der Partner bestimmen oder die Partner am Rande des Existenzminimums leben. In diesen Beziehungen dürfte die Schwelle zur Trennung erheblich niedriger liegen als in einer Beziehung, die auf einem ursprünglich fairen Miteinander der Partner aufgebaut ist oder einer Beziehung, die auf wirtschaftlich festen Beinen steht. In diesen Beziehungen könnte das Corona-Virus tatsächlich der letzte Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt.

Alles in allem

Wenn es darum geht, eine Beziehungskrise in der Quarantäne zu vermeiden, lässt sich mancher gute Ratschlag erteilen. Jeder betrachtet die Gegebenheiten aus der eigenen Sichtweise. Auch Sie und Ihr Partner werden ihre eigene Sichtweise haben. Letztlich aber ziehen wir alle am gleichen Strang. Irgendwann werden Sie stolz darauf sein, Ihren Enkelkindern zu erzählen, wie Sie die Corona-Krise in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts gemeistert haben.

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